Auswanderergeschichten: Johann (John) Zapp
(1830-1915) findet sein Glück in Amerika III. Einbürgerung, Hochzeit, Familie, Lebensumstände und Karriere |
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Nach acht Jahren in Amerika empfand es John als
überfällig, sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Es ist
unstreitig, dass er die Familie Hoffmann aus St. Joseph, Minnesota, kannte,
die in einem kleinen Bauerndorf ungefähr 8 Meilen westlich von St. Cloud
wohnten. Wahrscheinlich hatte er die Familie durch seine Arbeit kennen
gelernt und gleichzeitig bestand beiderseitig das Interesse an allen Dingen
bezüglich Luxemburg. Vielleicht begründete sich ihre gegenseitige
Freundschaft auch in ihrer geistlich-katholischen Herkunft, und auch
deutsche Pionierarbeit leisteten sie. Die andere denkbare Verbindung lag vielleicht an der Stellung von Nicholas Hoffmann als Bauer und als erster Schullehrer von St. Joseph, durch die er ein wenig prominent wurde. Unbekümmert heiratete John Zapp 1862 Anna Margaretha Hoffmann in St. Joseph, Minnesota. Der Akt wurde bezeugt durch Fr. Bruno Riss, O.S.B., Lucy Keppers als Trauzeugin und Bernhard Bach als Trauzeuge. Die blauäugige Braut war die älteste Tochter von Nicholas und Elisabetha Hoffmann, sie war umgeben von ihren Eltern und ihren sechs jüngeren Geschwistern. Margaretha war 16 Jahre und 11 Monate alt, ihre Mutter Elisabetha erwartete ihr achtes Kind im Januar 1863. |
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Familie Johann Zapp Das Zusammenleben und Lebensumstände von John und Margaretha Zapp. Nach ihrer Hochzeit im Juli 1862 ließen John und Margaretha sich in St. Cloud nieder. In den ersten Monaten gab es wenig Beschaulichkeit im ehelichen Glück des Paares. Minnesota war immer noch ein Grenzstaat und erwartete jetzt die Auswirkungen des Bürgerkriegs, viele junge Männer meldeten sich freiwillig zur Unionsarmee. Die Siedler im südlichen und zentralen Minnesota befanden sich in einer verletzlichen Situation. Am 17. August drangen vier Sioux (Dakota) Indianer im Haus weißer Siedler im westlichen Meeker County ein und töteten fünf weiße Menschen. Es war der Beginn des Sioux Aufstandes (der Dakota Konflikt), der erste der großen Indianerkriege. Am gleichen Tag feierte das Paar Margarethas 17ten Geburtstag, in nur 40 Meilen Entfernung entwickelte sich eine lebensbedrohliche Situation für ihr Dasein. Die Bewohner von St. Cloud erfuhren am 21. August beunruhigende Neuigkeiten. Viele junge Männer befanden sich im Krieg und es musste eine Verteidigung gegen Indianerangriffe in jeder Kommune aufgebaut werden. Die Siedler stellten Wachen zusammen, und über Nacht wurden kleine Festungen errichtet, von Little Falls bis Glencoe. In St. Cloud gab es drei festungsartige Gebäude, einschl. der Festung Holes, welche als eine der stärksten Befestigungsanlagen im Grenzgebiet galt. Zwischen Mitte August und dem 26. Sept. 1862, gab es eine Menge Angriffe der Sioux gegen die Siedler, hauptsächlich im Tal des Minnesota Flusses. Gelegentlich wurden auch St. Cloud, Kandiyoni County und wieder Meeker County angegriffen. Nach 38 Tagen waren die Aufstände vorbei, 450 Siedler wurden dabei getötet und die Indianer machten etwa 250 Gefangene. St. Cloud war eine Stätte des Unbehagens in diesen Tagen. Die Prärie und die großen Seen waren beliebte Zelt- und Jagdgründe der Indianer. Der Bund war sehr um die Sicherheit seiner weißen Bevölkerung besorgt, man entsandte die G Kompanie des 25sten Wicsonsin Regiments nach Stearns County, um die Gegend um Richmond, nahe an der Stearns-Meeker Kreisgrenze, zu verteidigen. Eine Armee zu versorgen, wenn auch nur vorübergehend, war mit erheblichem Aufwand verbunden, z. B. dem Bau eines Spitals für verwundete Soldaten. St. Cloud war zwischen Sep. und Okt. 1862 ein solcher Ort, Frauen meldeten sich freiwillig, um die bettlägerigen Soldaten zu pflegen und mit Essen zu versorgen. Mit diesen Bedingungen war die junge Margaretha in den ersten Monaten ihres Ehelebens konfrontiert und es ist wahrscheinlich, dass sie und John beim Verteidigungsaufbau (wie fast jeder) halfen. Es ist ebenso wahrscheinlich, das sie im Oktober schon genau wusste, das sie und ihr Mann im Frühling 1863 ihr erstes Kind bekommen würden. |
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Die Familie wächst *** Das Leben meinte es gut mit der
Familie. Die Warenpreise wurden in der lokalen Zeitung wie folgt angegeben:
Weizen $1,20 pro Scheffel, Katzen $1,10, Kartoffeln $1,00, Mais nicht
erhältlich. *** Das Jahr 1865 löste in John und
Margaretha viele Gefühle aus. Im April wurde Präsident Lincoln das Opfer
eines Anschlags, obwohl die Menschen in St. Cloud der demokratischen Partei
nahe waren, trauerte das Volk um ihren politischen Führer, der im Tod größer
erschien als im Leben. *** Das Leben im und während des
Bürgerkrieges war voller wirtschaftlicher Nöte, sogar in den nördlichen
Staaten. Wegen finanzieller Nöte des Staates und der Bemühung um die
Finanzierung des Unionskrieges, gab es einen Vertrauensverlust in Währung
und Banken. Das war ein Problem für die vielen sparsamen Bauern, die um ihre
Ersparnisse fürchteten und die das Geld auch nicht in ihren Betrieben
bunkern wollten. Weil die Mehrheit der Siedler Deutsch sprach und John durch
seine Arbeit im Katasteramt und im Einwanderungskomitee kannte, suchten sie
wegen verschiedenster Anliegen seinen Rat. Sie trauten John und gaben im ihr
Bargeld, um es in seinem Tresor aufzubewahren. Er wusste um die Sorgen und
Nöte dieser Menschen und begann bescheiden seine Karriere als Bankier. Er
nahm das Geld an und heftete Notizen daran. Dann investierte er das Geld in
Landhypotheken und andere Dinge.
Die Zeit verging und 1868 bekamen sie ihr drittes Kind, einen Sohn namens John Andrew, der am 6. März geboren und am 8. März getauft wurde, mit den Paten Andrew Schröder und Barbara Hoffmann, Margarethas Schwester. Und wieder hatte die Familie zwei Kinder und war glücklich und zufrieden, bis eine Tragödie sich zum zweiten Mal wiederholte. Am 16. Mai 1869 starb Klein-Mary im Alter von drei Jahren und sieben Monaten. Die Eltern waren Leid geplagt und wenngleich Margaretha erst 23 Jahre jung war, war John schon fast 40 Jahre alt, sie waren durch die Ereignisse sehr betroffen. Das Baby Klein-Johnny war 14 Monate alt und das Kleinkind war sicher der Sonnenschein seiner Eltern. Um diese Zeit (es ist nicht mehr festzustellen wann genau) hatte John ein sehr angenehmes Erlebnis. Sein jüngster Bruder, Michael Zapp, emigrierte nach Amerika und ließ sich in Stearns County nieder und begann ein neues Leben mit neuen Chancen. Michael Zapp kam eigenständig nach Amerika, wurde aber eventuell von seinem Bruder John finanziell unterstützt. Eines der schwierigsten Dinge für einen alleinstehenden Junggesellen in einem unbekannten Land ist es, neue Freundschaften zu knüpfen. Michael aber war nicht allein, weil seine Schwägerin Margaretha eine große Familie hatte, die Johns Bruder schnell und herzlich aufnahm. Tatsächlich war die Aufnahme in die Familie mehr als brüderlich! Michael traf Margarethas Schwester Barbara Hoffmann und die beiden verliebten sich. Am 10. Januar 1871 heirateten Michael und Barbara in der St. Joseph’s Catholic Church. John und Margaretha müssen darüber sehr froh gewesen sein.
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Hoffmann. Die Patentante war die Großmutter des
Täuflings mütterlicherseits. Neunzehn Monate später wurde ein zweiter Sohn
namens Edward Otto am 31. Dezember 1872 geboren. Er wurde getauft am 3.
Januar 1873, als Paten sind Michael Hoffmann und Rosina Herberger
aufgelistet. Der Name des Paten ist verwirrend, weil es bis dahin niemanden
in der Familie mit diesem Namen gab. Es hätte Mathias Hoffmann, Nicholas
Hoffmann, Michael Theisen oder Edward Hoffmann sein können. Am ehesten kommt
Edward Hoffmann in Frage, da der Täufling den Namen Edward erhielt. Oder
aber Nicholas Hoffmann, weil der Name im Deutschen ähnlich klingt wie
Michael. Fünf Jahre vergingen, und am 4. März 1878 wurde eine vierte Tochter
geboren, Rose. Sie wurde am 10. März getauft, Paten waren Mathias Gans und
Mary Hoffmann. Mathias Gans war zu dieser Zeit Schatzmeister von Stearns
County. 1883 wurde die neue Kirche Holy Angel’s gebaut, um die wachsende
katholische Gemeinde St. Cloud unterzubringen. John und Margaretha waren die
beiden ersten Familienmitglieder, die sich der neuen Pfarrgemeinde
anschlossen, John spendete Geld für den Kauf einer neuen Kirchenkanzel. Das
siebte und letzte bekannte Kind von John und Margaretha war ein dritter
Sohn, Carl, geboren am 18. November 1885. Seine Taufe in der Kirche Holy
Angel’s bezeugten Carl/Charles Bechtold und Elizabeth Behner als Paten.
Charles Bechtold war der Ehemann von Mary Hoffmann und der Onkel des
Täuflings. Die Siebziger Jahre waren eine Zeit der Zufriedenheit für die
Familie, und der größte Schmerz war der Tod von Großpapa Nicholas Hoffmann,
der am 10. Oktober 1877 im Alter von nicht ganz 62 Jahren starb. Er hatte
ein schweres Leben aushalten müssen und starb drei Monate vor seinem
Schwiegervater. Elisabetha Hoffmann blieb auf der Farm bis ihre Söhne und
Töchter groß waren, und sie übergab die Farm an Mathias, und sie lebte mit
ihrer Tochter Mary und deren Ehemann Charles Bechtold zusammen bis zu ihrem
Tod im Jahre 1899. *** Während der 80er Jahre ging es der Familie
gut. Die Kinder waren gesund und sie genossen den Wohlstand. John und
Margaretha investierten viel in die Ausbildung der Kinder und jedes der
Kinder ging zur besten Schule in der Gegend: die Jungen gingen zur St.
John’s School for Boys und die Mädchen besuchten die St. Benedict’s Academy
for Women, sobald sie das entsprechende Alter erreicht hatten. Es zeigte
sich, dass die Kinder musikalisches Talent hatten, sie machten bei lokalen
Aufführungen mit, sangen und spielten Instrumente. Die Jungen studierten
Mathematik und Betriebswirtschaft an der St. John’s University. *** |
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