1854 - Eine Überfahrt mit Hindernissen
Johann Zapp war von kleiner Gestalt (5 Fuß 3 Zoll = ca. 1,57 mr) und wagte
einen gigantischen Schritt in seinem Leben. Nachdem er viele Geschichten an
den Kaminen Schöneckens über Amerika gehört hatte, entschloss er sich im
Alter von 24 Jahren, sein Glück mit der Ausreise in die USA zu suchen. Für
Europäer war es eher gebräuchlich, in ganzen Familien in die Neue Welt
auszuwandern.
Bezug nehmend auf die Familiengeschichte, nahm er im frühen Sommer
1854 die Passage auf einem Frachtschiff, anstelle eines Passagierschiffes.
Der Zielhafen war New York City.
Die Überfahrt war lang und
nervtötend, sie dauerte 65 Tage, viel länger als erwartet. Die Details zur
Schiffsreise von Johann Zapp erzählte Edward O. Zapp seinem Sohn Edward A.
Zapp, der diese schriftlich festhielt. |
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„ Im Jahre 1854 segelte er als einziger Passagier auf einem
Frachtschiff nach Amerika. Unzweifelhaft dauerte die Überfahrt länger, als
„Großpapa“ sich erinnern wollte. Einige Tagesreisen entfernt von Deutschland
– oder waren es Wochen – wurde der Kapitän des Schiffes furchtbar krank, er
hatte Skorbut und konnte seine Verpflichtungen nicht mehr wahrnehmen. Mit
ihm erkrankten der Koch und die halbe Mannschaft. Dieses Dilemma führte
dazu, dass Großpapa zum Chefkoch und Flaschenspüler für die restliche Reise
erkoren wurde. Er wurde auch Mitglied der Mannschaft, vermutlich als
Schiffsjunge. Danach wurde er auch noch vorläufiger Kapitän und Navigator
des Schiffes. Nach langer, langer Zeit, wie der Märchenerzähler sagt, kam
Land in Sicht - aber nur durch Zufall. Statt aber wie geplant im Hafen
von New York anzukommen, erreichten sie das amerikanische Festland viel
weiter nördlich, nahe Neufundland in Kanada und näher am Nordpol als
gedacht. Nach einer Weile des Nachdenkens entschloss sich der Kapitän nun
folgerichtig nach Süden weiter zu segeln, um in gegebener Zeit auch dort
anzukommen, wohin man eigentlich wollte. Er hatte Recht, nur wenige Monate
nachdem man Deutschland verlassen hatte, konnte der Hafen von New York in
den USA gesichtet werden. Sie sahen die Silhouette der Stadt und schoben den
Bug des Schiffes auf den Strand, den sie zuerst erblickt hatten.“
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Kommentar der Autorin: Der Ausdruck Frachtschiff wurde benutzt, weil
viele Schiffe Rohmaterialien im 19. Jahrhundert von Amerika nach Europa
transportierten. Auf dem Rückweg nach Amerika wurden diese oft zu
Passagierschiffen umfunktioniert. Die Annahme, das John Zapp der einzige
Passagier war, ist vermutlich falsch. Nach Angaben des Jakob Lahr in der St.
Cloud Times, ein weiterer St. Cloud Pionier, reiste er mit John Zapp auf dem
gleichen Schiff nach Amerika. Die obige Geschichte vermittelt dafür dem
Leser einen flüchtigen Eindruck vom Humor des Edward O. Zapp.
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Quelle:
1) The John Zapp &
Margaretha Hoffmann Legacy, von Gretchen Leisen, S.15/16.
Erschienen bei Continental Press, St. Cloud, Minnesota, USA, 1989.
Übersetzt aus dem Englischen von Norbert und Margret Rosskopp.
2) Zeichnung vom
Dampfschiff "Helena Sloman",
Wikipedia/Benutzer Pincerno. Urheber: J. Gottheil († vermutlich um
1900).
Für die
freundliche Überlassung des Buches zwecks Übersetzung und
Veröffentlichung, vielen Dank an Rudi Schmidt
aus Schönecken! |
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