 |
 |
|
Eifeler Brauchtum |
|
Strohmannstag
("Scheefsunndich") |
Strohmannstag bzw. Burgbrennen ist ein in der Eifel weit verbreiteter
heidnischer Brauch. Die Jugendlichen der jeweiligen Orte sammeln schon lange vorher
Brennmaterial wie z.B. Weihnachtsbäume, Holz, Stroh und Sträucher, die um ein mit Stroh
umwickeltes Holzkreuz herum aufgestapelt werden. Diese Kreuze werden an verschiedenen
Stellen auf den höchsten Bergen aufgestellt. Am ersten Sonntag nach Fastnacht
(Kanerval, Fasching) werden diese sogenannten Burgen zu Beginn der Abenddämmerung
angezündet und sind weithin sichtbar. Ein Spaß für Kinder und Erwachsene. |
 |
|
 |
So wird nach
altem Brauchtum der Winter verbrannt. Entgegen des Handelns in den Sechziger und
Siebziger Jahren (damals wurden alte Reifen oder auch Altöl entzündet!) ist es heute ein
umweltfreundlicher Brauch. In Schönecken gibt es normalerweise 4 oder 5 dieser
Burgen um den Ort herum. Zahlreiche Schönecker Bürger beteiligen sich beim Aufbau. Bei
klarem Wetter auf einem Hügel stehend, offenbart sich dem Betrachter ein einzigartiges
Schauspiel. Soweit das Auge reicht erblickt man im weitläufigen Mittelgebirge die
brennenden Burgen. |
|
|
|
Fastnacht
(Karneval/Fasching) |
 |
In der rheinländischen
Westeifel spielt der heidnische Brauch der Fastnacht natürlich eine bedeutende Rolle.
Immer donnerstags beginnt der Brauch mit Weiberfastnacht. In den Sechziger und
Siebziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts sorgte dieser Tag oft für einen derben
Auftakt der Fastnacht. Autofahrer und Fußgänger wurden in vielen Orten der
Westeifel von den verkleideten Hexen (Mundart=Möhnen) gestoppt und mussten, nachdem sie
einen oder gar mehrere Schäpse getrunken hatten, einen Obolus entrichten. Es wurde
auch von Fällen berichtet, wo der Herr nicht zahlen wollte und mit einem blauen Auge oder
anderen Blessuren wiedergesehen wurde. Schlips abschneiden und gegen Geld Schuhe geputzt
zu bekommen - ein Muss an diesem |
|
Tag - auch heute noch, also Vorsicht!
Richtige Möhnen sind heute allerdings eine Rarität. Die verkleideten Kinder ziehen an
diesem Tag von Haus zu Haus und singen traditionelle Fastnachtslieder, dafür bekommen sie
Süßigkeiten. Zwischen Weiberdonnerstag und Rosenmontag finden närrische
Aktivitäten aller Art statt. In den meisten Jahren residieren in Schönecken ein Prinz
und eine Prinzessin. Kappensitzungen und Kinderkarnevalssitzung finden statt, in den
Kneipen herrscht Hochbetrieb. Den unumstrittenen Höhepunkt bietet der
Rosenmontagsumzug. Vereine und Gruppen aus Schönecken und den umliegenden Orten
bauen dafür liebevoll Karnevalswagen zusammen, zu meist lokalen Themen und ziehen in
einem großen Umzug durch die Straßen Schöneckens, Süßigkeiten |
 |
werfend, mitunter auch Blumen und Alkohol
verteilend. Am Aschermittwoch allerdings - ist alles vorbei.
Die Geschehnisse des Karnevals werden vom Schönecker
Karnevalsverein 1966 e.V. organisiert und geleitet. Aus deren Reihen rekrutiert sich
auch der Elferrat.
Vor 1966 war die Jungesellensodalität der Hauptorganisator der Schönecker
Fastnacht. |
|
Spössen, Straijen und
Eselshochzeit
(Bilder mit freundlicher Genehmigung von Robert Krämer, Weinsfeld) |
In
den folgenden Zeilen wird ein schöner Eifeler Brauch beschrieben, "das
Spössen" (anderenorts auch "Schießen","Schleifen"
oder "Hut holen"): Dabei gehen die Jungen aus dem Ort geschlossen zum
Freier des Mädchens im Dorf - wenn dieser von auswärts kommt - und erheben mit einem
Gedicht auf Auslösung des Mädchens Anspruch auf einen Obolus.
Nach diesem Zeremoniell bekommt der Freier einen offiziellen Jagdschein
ausgehändigt (in der darauffolgenden Zeit streuen <straijen> die
Junggesellen des Dorfes dann eine Spur von |
 |
|
 |
Sägemehl
oder Kalk von der Haustür der Braut bis zur Haustür des Bräutigams).
Kam es jedoch einmal vor, dass ein Freier sich weigerte, dieses
"Spössen" auszunehmen (das heißt, er wollte nicht zahlen), so war (ist) die
Bevölkerung berechtigt, diesem Paar im Falle einer Heirat eine sogenannte
"Eselshochzeit" auszurichten. Dann hatte die Bevölkerung nach altüberliefertem
Brauch das Recht 6 Wochen lang ununterbrochen die Nacht hindurch vor dem Haus des Paares
Krach zu |
machen (z.B. auf Kochtöpfen herumzuklopfen und/oder
spöttische Lieder zu singen), ohne dass die Polizei dies unterbinden könnte. Die wesentliche Bedingung aber war, dass es
während dieser Zeit keine einzige Unterbrechung geben durfte, sonst war der Brauch
unterbrochen und hinfällig. Am letzten Tag des Brauchtums traf sich die Dorfgemeinschaft
und feierte ein schönes Fest, dessen Höhepunkt eine spöttische Zeremonie wie ein
anschließender Umzug durch den Ort darstellten. Die Frauen buken Kuchen, bald darauf
wurden die Schauspieler aktiv. |
 |
|
 |
Der fingierte Pastor verheiratete das (männliche) Eselspaar
und vor einen Karren wurden ein oder zwei als Esel verkleidete Personen gespannt und das
Paar führte, auf dem Karren sitzend, unter dem Jubel der Bevölkerung einen Umzug durch
das Dorf an.
Das geizige Ehepaar hatte in der Regel im weiteren Verlauf
ihres Lebens nicht mehr viel Freude mit der Dorfbevölkerung. |
|
Eselshochzeiten sind in unserer Zeit sehr selten, wissentlich wurde der
Brauch in den Fünfziger Jahren noch ab und zu angewandt, etwa 1949 in Weinsfeld (siehe
Bilder) oder 1958 in Hütten bei Neuerburg. |
|