|
|
Das ist ja
interessant: In ein "aufwändig renoviertes Bauernhaus unterhalb der Burg"
möchte der Leiter der Kulturwanderung, "Ritter Gernot" die interessierten
Besucher am 05.08. führen. Ein Bauernhaus? Unterhalb der Burgruine? Auf dem Stoß? Das ist in der Tat interessant und wirft Fragen auf: Wo haben die "Bauern vom Stoß" beispielsweise das Wasser für ihr Vieh herbekommen? Einen Brunnen gab es in den Häusern unmittelbar unter der Burg nicht. Vielmehr mussten die Menschen früher das Wasser für den täglichen Bedarf aus dem "Boren" an der Nims zu Fuß den steilen Berg hoch auf den Stoß schleppen. Hätten dort Bauern gelebt, die ihr Vieh nicht verdursten lassen wollten, sie hätten wahrscheinlich außer Wasser zu tragen nichts anderes mehr auf die Reihe bekommen. Die Häuser, die "Ritter Gernot" für Bauernhäuser hält, sind Häuser von Tagelöhnern gewesen. Häuser, in denen die Familien sich eine "Butsch" oder ein paar Hühner hielten. So konnten sie ihren täglichen Bedarf an Milch und Eiern decken. Und da in früheren Zeiten die allermeisten Menschen in Schönecken sich eine "Butsch mät em Dippchen" oder eine Kuh hielten, dann wären das alles Bauern gewesen?! Also, wenn eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, warum sollte dann eine Ziege ihren Halter zum Bauern machen? Fragen, die "Ritter Gernot" am Samstag sicher beantworten kann. Sogar in ein ehemaliges Burgmannenhaus werden die Teilnehmer geführt, wo dann standesgemäß zu Mittag gegessen werden soll. Was ein standesgemäßes Mittagessen ist, das vermag ich nicht zu beurteilen. Aber in einem ehemaligen Burgmannenhaus wird es nicht eingenommen werden. Bei dem vermeintlichen Burgmannenhaus handelt es sich um ein altes Vogtshaus aus dem 16. Jahrhundert. Und in diesem Vogtshaus lebte, wie schon der Name sagt, ein Vogt (ein beaufsichtigender Beamter oder Richter) und weder Ritter noch Knappe. Den Teilnehmern der Anekdoten- Märchen- und Sagenwanderung wünsche ich einen guten Appetit beim standesgemäßen Mittagessen, egal ob Bauern-, Ritter-, Gesinde- oder Tagelöhneressen, Hauptsache alt, historisch und lecker, wenn auch der Wahrheitsgehalt dabei auf der berühmten Strecke bleibt. Bis zum nächsten Mal Ihr Hinz und Kunz von und zu Schöneck, anno MMVI. |
|