Weberei in Schönecken (Schilderung von Else Pfefferkorn ca. 1956)

Auf altem, bodenständigem Kulturgut baute die

Eifeler Webstube in Schönecken

auf.

"Selbst gewonnen, selbst gesponnen,
selbst gewebt und selbst gemacht,
ist die schönste Bauerntracht."

Eifeler Webstube im Februar 2007
So hieß es im Eifelkreis Prüm bis kurz vor dem letzten Krieg. Da waren noch mehr als 500 Bauernwebstühle in Betrieb - natürlich nicht ständig, sondern nur gelegentlich, wenn keine andere Arbeit zu versäumen war. Dann aber begnügt man sich nicht mit einem kurzen Stück, sondern zog gleich 40 - 50 m auf, damit sich die mühsamen Vorarbeiten auch lohnten. So lagen oft dicke, noch unzerschnittene Rollen jahrelang in Schränken und Truhen vorsorglich bereit. Ihren "heimlichen Reichtum" nannten es die Alten voll Stolz: Wäschestoffe, weiß für Betttücher, kariert für Kissenbezüge - und Anzug- und Kleiderstoffe, waschbar für den Sommer, schwer und wetterfest für den Winter. Das Interesse der jungen Leute konnte aber nur wach gehalten werden, wenn sie einerseits mit technischen Verbesserungen vertraut gemacht und andererseits in ihrem Schönheitssinn angesprochen wurden. Hier setzte der damalige "Rheinische Verein für ländliche Wohlfahrt und Heimatpflege" ein. In seinem Auftrag ging ich als Wanderlehrerin während der Wintermonate in die Dörfer. Da ich an die bodenständige Überlieferung anknüpfen wollte, ließ ich mir die Grundbegriffe der Handweberei zunächst einmal von dem verstorbenen Landwirt Heinrich Backes in Winringen (Amtsbezirk Schönecken) beibringen, bevor ich mich bei Frau Astrid Dibbelt, einer geborenen Schwedin, weiterbildete. Es war beglückend zu erleben, mit wieviel Eifer und Geschicklichkeit die Männer und Frauen, Burschen und Mädchen an den Webkursen teilnahmen, und mit welcher Lust sie immer wieder neue Muster erfanden. Und wenn wir abends in einer geräumigen Stube zusammenkamen und ich meine kleine Ziehharmonika mitbrachte, dann wechselten alte bekannte Volkslieder und Eifeler Tänze mit solchen, die ich aus anderen ländlichen Gegenden mitgebracht hatte. Ähnliches pflegt die Schönecker Jugendgruppe des Eifelvereins heute unter Leitung von Frau Hornung.

Das urwüchsige bäuerliche Brauchtum des Kreises Prüm wurde ein Opfer des Westwall-Baues und des Krieges. Und die wenigen alten Webstühle, die kein Raub der Flammen wurden, liegen meist in irgendeinem Winkel. Denn die Landwirtschaft ist mittlerweile so rationalisiert, mechanisiert und motorisiert worden, es fehlt ja auch allenthalben an Arbeitskräften.

Aber so wie manche einst häufig vorkommende Wald- oder Wiesenblume mehr und mehr aus der freien Landschaft verschwindet, dagegen - vielleicht in etwas veränderter Form - eine Zierde unserer Gärten geworden ist, so kam die Handweberei als Kunsthandwerk zu neuer Blüte. Die Eifeler Webstube von Frau Thiel-Hauer ist ein Beispiel dafür. In überraschender Vielfalt locken hier Vorhänge, Teppiche, Wandbehänge, Tischdecken, Divandecken, Sofakissen und was sonst noch ein Heim wohnlich macht. Und neben "Trachtenröcken", Blusen- und Schürzenstoffen mit zierlich gemusterten Borden, finden sich auch sportliche oder schlicht-vornehme Stoffe für Anzüge, Kostüme, Jacken und Mäntel. Jedes Stück hat seine persönliche Note, und etwaige Sonderwünsche des Kunden werden gerne berücksichtigt. Es ist unmöglich, den Gesamteindruck oder irgendwelche besonders schöne Einzelheiten mit wenigen Sätzen zu schildern. So etwas muss man sich selbst ansehen!

Ein Besuch in der Eifeler Webstube in Schönecken lohnt sich!

Quelle:
"Führer durch Geschichte und Natur von Schönecken-Wetteldorf", Eifelverein, ca. 1956