Historische Dokumente: Heilkräuterrezept von 1816.
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Heilsamer Balsam oder rothes Wasser genannt

Der Ansatz dieses Balsams muss vom besten Brandenwein seyn den man haben kann und die nachstehenden Spezies:

Nehme also,
Lavendel , Thymian, Wermuth, Wacholderbeeren usw. (Anmerkung der Redaktion: Die Rezeptur besteht aus 11 weiteren Kräutern, Mengenangaben und die genaue Zusammensetzung sind geheim.)

Diese Spezies werden im Monat Julius gesammelt, wenn der Lavendel im blühen ist und die übrigen Spezies in ihrer völligen Stärke sind. Man reinigt sie so gut daß weder Stil noch Knöpfe dran bleiben. Man legt dieselben 24 Stunden, jedes im besonderen auf einen Tisch ohne dieselbe in der Sonne auszusetzen. Man nimmt 10 Maßen Brandenwein für 10 Maßen Elixier. (Kräftig ausgezogene Arzney) und tut die oben aufgeführten Spezies da rein. Man thue es in einen steinernen Krug der alles enthält und mache ihn fest zu. Man überdecke alles. Überdecke den Stoppen mit einem doppelten Pergament welche benetzt fest zugebunden wird. Man setzt sie bis in den Monat November der Destillation der Sonne aus. Man nehme sie nicht eher zurück bis es kalt wird. Nachdem schüttet man den Balsam in Bouteilchen. Man kann auch wiederum

Brandenwein auf die ausgesaugten Spezies schütten. Dieser Balsam ist dann noch sehr gut für Wunden, Brandwunden und Frostbeulen. Man ziehe das Unreine ab und bediene sich dessen zum nämlichen Gebrauche, nämlich für Wunden ecetera.

Eigenschaft des heilsamen Balsams oder rothes Wasser genannt

I. Für die Lendenschmerzen.
Reibet zuerst den kranken Teil vor dem Feuer mit einem warmen Tuch hernach mit dem Balsam was man 2 oder 3 mal in 24 Stunden wiederholen muß. Desgleichen tun man bey den Gliederfüßen.

II. Für die innwendigen Lendenübel.
Man nehmen davon 2 Löffel voll ein, in einem Glas voll frischem Wasser.

III. Für schweres und einseitiges Kopfweh.
Man ziehe 5 bis 6 Tropen durch die Nase und reibe die Schläfe des Kopfes tüchtig, wenn das Wasser laulicht geworden ist.

IV. Für die Magenschmerzen oder Unverdaulichkeiten.
Man trinkt davon 1 oder 2 Löffel voll.

V. Für auswendig roth gewordenen Augen. Man reibe damit zwei mal des Tages die Augenwimper.

VI. Für die Würmer.
Man nehme einige Morgen nüchtern zwei Löffel voll. Man kann auch den Kindern das nämliche geben, oder nur die Hälfte. Man nimmt es in einem Glas warmes oder sehr reines Wasser, und man wird das warme Wasser hernach einschlücken.

VII. Für alle Sorten von Wunden, alten, oder neuen, von Flechten, Krebchen [1], oder Entzündungen, oder Frostbeulen.
Man tauche das Tuch in den Balsam, wovon man eine Kompresse
[2] macht den man auf die Wunde schlägt. Wenn die Wunde alt ist, so putzet man sie so rein wie möglich ehe man die Kompresse darauf schlägt, Wenn ein Loch drin ist so tue man von der eingefeuchter Garpie [3] Pießem in diesem Balsam. Wenn die Wunde frisch ist so wäscht man sie gut mit warmem Wasser aus damit das Blut nicht stehen bleibt noch die Körpermaterie zieht. Man hält die Wunde mit der in den Balsam eingefeuchteten Kompresse wie möglich zusammen und man Sorge tragen es von Zeit zu Zeit einzufeuchten. Dieser Balsam hat die Eigenschaft alles ohne Materie zu kurieren. Er ist so gut daß er schon alte Wunden geheilt hat die man für unheilbar hielt.

VIII. Für die Schwindel.
Wie sie auch immer seyn mögen. Man wird ein Löffel voll einschlücken Man thut das nemliche je nach dem sie eine Person übel befindet.

IX. Für die Übel und das Herzklopfen.
Man nehme einen Löffel voll ein.

X. Für Brandwunden.
Leget in dem Augenblicke wenn es eine in den Balsam getauchte Kompresse auf die Wunde und wiederhole es drey bis vier mal des Tages. Wenn die Brandwunde alt ist so mache man es wie mit der alten Wunde.

XI. Für die Kolik.
Man lege sich in ein warmes Bett. Man nehme zwey Löffel voll ein und wiederhole es wenn die Kolik noch nicht aufhört.

XII. Für das Blutspeyen und Blutsturz.
Man nehme des Morgen ein Löffel voll, und eben so
viel des Abends.

XIII. Für die Übel oder Entzündung.
Welche in den Mund auf die Leftzen kommen, sich wie möglich zu carcarisieren
[4] .

Schönecken den 29. Februar 1816

                               G. Ahrent

Erläuterungen:
[1] Krusten? [2] Kompresse = Bäuschlein/Bausch
[3] Garpie = grober Wattebausch aus Baumwolle [4] carcarisieren oder carianisieren (für beide Worte konnte keine Übersetzung gefunden werden!)
Die Maßeinheit = Maß hatte um 1816 verschiedene Volumina, je nach Region. Bei unserem Rezept wird es sich wahrscheinlich um ein rheinländisches Maß gehandelt haben, entsprechend einem Volumen von 1,783 Litern.

Entziffert von Nikolaus Arenth und Margret Rosskopp, Feinabstimmung von Dr. Schlossmacher, Bonn.  Aus dem Privatarchiv von Nikolaus Arenth, Schönecken.

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