Gerbereien in Schönecken (Schilderung von Nik. Graff aus dem 19. Jahrhundert)

Wie im benachbarten Prüm, so stellten auch in Schönecken die Gerbereien einen wesentlichen Erwerbszweig dar. In alten Zeiten wusste man von etwa 100 Gruben auf der Vollbach und etwa 39 im Teich. Daneben hatte Familie Nikolai noch etwa 8 Gruben. Die Wasserversorgung auf der Vollbach wurde durch Nimsstauung herbeigeführt, während das Wasser im Teich von einer Quelle unterhalb der Seiwerather Straße, nicht weit vom Hause Thiel, hergeleitet wurde. Dieses Wasser wurde als weiches Wasser bezeichnet und soll besonders zur Gerbung von Oberleder geeignet gewesen sein. Das Nimswasser, als das härtere, war für Sohlledergerbung besser geeignet. Es wurden damals etwa 1000 Stück Häute zu Sohlleder und ebensoviel zu Oberleder verarbeitet. Die Häute kamen aus Kalkutta und Java. Der Verkauf von Ober- und Sohlleder erfolgte zunächst an  die kleinere Eifelkundschaft, in der Hauptsache aber auf der Leipziger Messe. Mit Pferdefuhrwerken wurde das Leder hingebracht und auf der Rückfahrt wurde andere Ware befördert. Eine Familie Alff, aus Prüm, soll besonders die Fuhrwerkerei betrieben haben.
Langsam gingen dann die Gerberein zurück, als die Kunstgerbung aufkam und hier wie anderswo kennt man sie fast nur noch aus alten leerstehenden Gerbereigruben.
Diese Mitteilungen stammen von dem Gerbereiarbeiter Nik. Graff, der 1885 mit 18 Jahren auf die Gerberei Bohnen, und später auf die Gerberei de la Fontaine kam. Graff zeigte mir auch die Quelle, die von der Seiwerather Straße nach der Vollbach lief.  Sie liegt nur wenig unter der Oberfläche.

Quelle:
"Führer durch Geschichte und Natur von Schönecken-Wetteldorf", Eifelverein, ca. 1956