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Zweiter
Weltkrieg und Westwall (1938-1945) |
Der Raum um Schönecken
befand sich nicht mehr direkt am Westwall, zählte aber zum unmittelbaren Hinterland.
Seit 1938 gab es hier ein RAD-Lager (Reichsarbeitsdienst) für
Frauen, untergebracht im Hotel Schöneck, das von den Geschichtsschreibern in zahlreichen
Büchern zu diesem Thema fast unberücksichtigt blieb. Der Bau des Westwalls brachte auch
für Schönecken zahlreiche Veränderungen, wie es im ganzen Grenzland der Fall war.
In dem sehr ärmlichen Gebiet des Altkreises Prüm, ohne Industrie und fast
ausschließlich von Landwirtschaft und Handwerk lebend, bedeutete der Bau der
Bunkeranlagen auf dem Schneifelrücken und bis in den Islek hinein |
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"Haus
Schöneck" |
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Zeichnung:
Fränze Zepperitz / Archiv Nik. Arenth |
Im 19. Jahrhundert bis in
die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts war "Haus Schöneck" das erste Hotel
am Platz, anschließend diente es ab 1938 als Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) für
Frauen. Nach 1945 befand sich für einige Zeit das Militärgericht der französischen
Besatzungsmacht im Haus.
Nach Teilabbruch in den fünfziger Jahren befinden sich heute in den verbliebenen
Gebäudeteilen Mietwohnungen. |
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Haus
Schöneck um 1938, Foto: Ulf Ludwig, Wallmerod |
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Blick
in den noblen Speisesaal von Hotel Schöneck in den dreißiger Jahren. Postkarte: Ulf
Ludwig, Wallmerod. |
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zunächst
Vollbeschäftigung und Brot. Auch hier galt was sich anderenorts
bewahrheitete: Die Menschen glaubten an den Weihnachtsmann, aber der Weihnachtsmann
war der Gasmann (Zitat: Die Blechtrommel , von Günter Grass). Durch
Aufmarsch und Mobilmachung der deutschen Armeen, besonders den Raum Bitburg-Prüm zur
Vorbereitung des Angriffs durch die Ardennen gegen Frankreich (1940) nutzend,
wurden den Menschen die letzten Illusionen über ein friedliches Fortbestehen
genommen. Die Hauptarbeiten am Westwall fanden im Jahre 1938 statt, aber auch
1939/40/41 und 1944 wurde an dieser Befestigungsanlage gebaut. Bereits am 1.Oktober 1944 gab es die ersten Toten in Schönecken durch
amerikanischen Artilleriebeschuß. Die Baracke des ehemaligen NSV Kindergartens (Hinter
Isabellen) wurde getroffen, hierbei wurden 35 Soldaten der 3. Kp. des Fest.Infanterie
Batl. 1423, (überwiegend bestehend aus bayrischen und österreichischen Landsern)
getötet, in der gleichen Nacht fanden noch drei weitere Soldaten den Tod durch
Granatentreffer im Hause Leufgen im Umweg. Für Schönecken war es die blutigste Nacht des
2. Weltkrieges.
1944/45 gab es lediglich drei bestätigte Luftangriffe durch die US Air Army
(am 24.12.44 und am 10.1.45 durch die 458. Bombergruppe, am 5.1.
unbekannt) auf
Schönecken und Wetteldorf, Heiligabend 1944 wurden drei Soldaten und ein Zivilist bei
einem Bombenangriff getötet, neun Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt (das
U.S. Army Archiv belegt den Abwurf von 26 Tonnen Bomben auf Schönecken und 18 Tonnen auf
Wetteldorf).
Am 5.Januar 1945 verfehlte ein Luftangriff sein Ziel auf die Lindenstraße und die
Bomben landeten in der Schönecker Schweiz und auf dem Forstberg, wo sie nur geringe
Schäden verursachten (Abwurf von 28 t Bomben auf Wetteldorf wird im Army-Archiv
bestätigt). Am 10.1.45 wurde vermutlich die
Geditzbrücke bombardiert und zerstört.
Laut Zeugenaussagen soll am 1. Januar 1945 ein weiterer Bombenangriff auf
Schönecken-Wetteldorf stattgefunden haben, die amerikanischen Militärarchive bestätigen
dies aber nicht, |
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möglicherweise handelte es sich um einen größeren (nicht
verzeichneten) Jagdbomber Angriff.Von Januar bis
März 1945 gab es unzählige Jabo-Attacken auf Schönecken-Wetteldorf mit
Bordwaffenbeschuss und Abwurf einzelner Bomben.
Die weitaus größte Zahl getöteter Zivilisten wurde durch Jagdbomber und
Artilleriebeschuß verursacht, nicht durch Bombardierungen.
Im Gegensatz zur Stadt Prüm wurden nur wenige Schönecker nach Altenkirchen
evakuiert, von denen drei am 11. März 1945 bei einem Fliegerangriff auf Wissen/Sieg
getötet wurden.
Weitere Verwüstungen erfuhr der Ort durch deutschem Artilleriebeschuss am 3.-4.
März 1945.Insgesamt war der verursachte Schaden im Vergleich mit z.B. Prüm, Kyllburg
oder Bitburg eher gering. Vermutlich hatte die eher geringe Verwüstung Schöneckens
damit zu tun, dass sich hier nie eine Bahnlinie befunden hat.
Außerdem lag der Ort durch den nordwestlich bei Oberlauch gelegenen
Hardtkopf (597mr) und ein an dieser Stelle recht enges Nimstal einigermaßen
geschützt. Darum gaben die späteren Besatzer (Befreier), zunächst
die Amerikaner, ab August 1945 die Franzosen, Schönecken den Vorzug gegenüber dem total
zerstörten, nahen Kreisstädtchen Prüm bei der Wahl ihrer Kommandantur.
Über die Anzahl von Opfern bei Zivilbevölkerung haben wir
wenig Zahlen, es sind uns lediglich 17 getötete Zivilpersonen bekannt,
vermutlich waren es einige mehr. Am 26. Januar 1945 wurde durch einen Jabo-Angriff
ein zehnjähriger Junge getötet. Ebenfalls 1945 kam ein neunjähriger und 1946 ein
10-jähriger Junge beim spielen mit Munition zu Tode.
42 Mitglieder des Zalditschen (Junggesellensodalität) fielen im Krieg,
insgesamt finden sich die Namen von 80 gefallenen und 28 vermissten
Soldaten, sowie 11 Zivilisten
am Ehrenmal auf dem Friedhof in Wetteldorf, die tatsächlich ermittelte Zahl
(Stand: 08.08.2019) liegt bisher bei 110 Gefallenen, 33
Vermissten und 17 getöteten Zivilisten. Aus einer anderen Quelle (Heimatkarte des Kreises Prüm ca. 60er Jahre)
ergeben sich abweichende Zahlen, allerdings für das ganze "Amt Schönecken": 230 Gefallene; 8 Opfer des Bombenkriegs; 126 Vermisste; 7 durch Minen und Munition
Getötete.
Am 3. März 1945 (Quelle: Bis zum bitteren Ende, von Johannes Nosbüsch, S.
266, erschienen 1978) wurden Schönecken, Wetteldorf, Nimsreuland und Lasel
praktisch kampflos von den Amerikanern durch die 6. Panzerdivision
befreit, genauer durch das 50. U.S. Army Infanteriebataillon unter dem
Kommando von Oberstleutnant Albert N. Ward aus Baltimore. Die Einheit
bildete eine Brückenkopf über die Nims, besetzte Schönecken und nahm viele Deutsche Soldaten in
Kriegsgefangenschaft (Quelle: Archiv des 50. U.S. Armee |
Soldaten
und Westwallarbeiter in Schönecken |
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Westwallarbeiter um 1939 am Ortseingang.
Foto: Ulf Ludwig, Wallmerod. |
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Westwallarbeiter
1939 vor Haus
"Krufte Mehnchen".
Foto: Ulf Ludwig, Wallmerod. |
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Ischa
und Margret Arenth auf der Treppe des Gasthauses mit Wehrmachtssoldaten, vor dem Aufmarsch
gegen Frankreich - ca. Frühjahr 1940.
Foto: Archiv Nikolaus Arenth. |
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Arbeitsmaiden,
Kinder und Soldaten auf dem Flur im Frühjahr 1940.
Foto: Archiv Nikolaus Arenth. |
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"Das
NS-Jugendheim" |
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Die
Grundsteinlegung des Jugendheims im Jahre 1938.
Foto: Archiv Nikolaus Arenth. |
Die Grundsteinlegung für
das Gebäude fand am 12.06.1938 statt, nachdem der Plan die Burgruine als Jugendlager
auszubauen zuvor aus Kostengründen gescheitert war. Da sich die Bauarbeiten wegen der
massiven Unterkellerung und der ingesamt sehr stabilen Bauweise über einige Zeit
hinzogen, wurde das Anwesen für den eigentlichen Zweck, die NS-Jugend gesinnungstreu zu
erziehen und vormilitärisch zu drillen, erst ab dem 16.08.1942 genutzt. Nach
dem Krieg befand sich zunächst für einige Jahre das gefürchtete und über die Grenzen
des Prümer Landes hinaus bekannte französische Militärgefängnis darin. Anfang der
fünfziger Jahre fand eine Webschule Platz im Gebäude, und schließlich Mitte der
fünfziger Jahre wurde das Anwesen zu einem schönen Hotel in exponierter Lage ausgebaut. |
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"Hotel
Burgfrieden" in den sechziger Jahren.
Postkarte: Ulf Ludwig, Wallmerod. |
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Infanteriebataillons). Nachdem die Amerikaner die Prümlinie (Olzheim bis Waxweiler) eingenommen
hatten, konnten sie mit wenig Widerstand über die Nimslinie bis zur Kyll
vordringen. Damit hatte die Zivilbevölkerung das Schlimmste überstanden. Abgesehen von
dem bereits zuvor erwähnten deutschem Artilleriebeschuß am 3./4. März 1945 aus Richtung
Schartzberg, bei dem es noch zu weiteren Sach- und Gebäudeschäden kam. Wer im
nördlichen Ausgangsbereich Schöneckens den Wanderweg in die Schönecker Schweiz wählt,
trifft nach wenigen hundert Metern, nach dem Verlassen des Nimstals entlang des
Schalkenbachs, rechterhand noch auf einige ausgehobene Artillerie- bzw. Flakstellungen.Von
dort hat die deutsche Artillerie vermutlich Prüm, oder die Flugabwehr amerikanische
Flugzeuge beschossen.
Im nördlichen Bereich der Verbandsgemeinde Prüm und im westlichen Bereich der
Verbandsgemeinde Arzfeld können heute noch die Überreste des Westwalls besichtigt
werden.
Die Bunker sind fast alle gesprengt und nur noch zum Teil sichtbar, aber ein nicht
unerheblicher Teil der Höckerlinien (Panzersperren, engl.:"Dragon´s
Teeth=Drachenzähne") ist noch vorhanden und kann als Mahnmal besichtigt werden,
z.B. im 20 km westlich gelegenen Großkampenberg oder im 20 km nördlich gelegenen Ort
Mooshaus. Zum Glück, und das sehen Sie im weiteren Verlauf unseres Netzes, hat der Ort
nach 1945 wieder glücklichere Tage gesehen.
1946 waren 279 Soldatengräber auf dem Friedhof in Wetteldorf, Deutsche (261),
Amerikaner (14), Polen (2), Russen (1) und Italiener (1).
Im Bereich des Amtes Schönecken wurden 401 Soldatengräber gezählt. Die Überreste
dieser Soldaten wurden 1954 auf den Ehrenfriedhof "Kolmeshöhe" bei
Bitburg umgebettet. Aus dem dritten Reich gibt es aus Schönecken
ansonsten wenig zu berichten. Denunziationen |
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sind möglicherweise
vereinzelt vorgekommen, waren bei der nahezu hundertprozentig
katholischen Bevölkerung aber nicht üblich. Die Menschen
waren stets bibelfest aber nicht staatstreu. Die noch lebenden Augenzeugen
reden, wie auch anderenorts, nicht gerne über diese Zeit. Deshalb
verzichten wir auf die Veröffentlichung der wenigen bekannten Details, die noch hier
lebende Nachkommen zu Unrecht betreffen könnten. Nicht zuletzt muss aber erwähnt werden, dass der 1978 verstorbene Schönecker Arzt
Dr. Schreiber 1944/1945 dafür sorgte, dass keine geistig behinderten
Kinder aus dem Alten Kloster im Dritten Reich in die Fänge der Staatsgewalt gerieten.
Er soll der Gestapo gedroht haben, im Falle einer
Deportation die Soldaten an der Front über diesen Greuel zu informieren. Es grenzt fasst an ein Wunder, dass Dr. Schreiber diesen mutigen Einsatz überlebte
und die Kinder im Heim verblieben. Schreckliche Folgen dieser
Zeit: Beim Spielen mit explosivem Kriegsmaterial wurde zuletzt 1968
ein Jugendlicher getötet. |
"Blasius
1941" |
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Foto:
Archiv Nikolaus Arenth. |
Ein trauriger Tag für die
Junggesellensodalität. Am Namenstag des Schutzpatrons waren alle "wehrfähigen"
Schönecker Männer von der Wehrmacht eingezogen und einige waren bereits gefallen oder
vermisst, am Ende ließen 42 Sodalen ihr Leben in diesem sinnlosen Krieg. Im Bild der
damalige Enddreißiger Karl Zapp in Wehrmachtsuniform, umgeben von älteren Schönecker Sodalen und den Kindern Fritzchen und Hans Arenth. |
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"Kriegerverein Schönecken vor 1943" |
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1) Peter Graff, 2) Christoph Gasper, 3) Michel
Klaes, 4) Peter Floss, 5) Johann Brück, 6) Jakob Thiel,
7) Oskar Elsen, 8) Hubert Brück, 9) Matthias Knauf, 10) Nikolaus
Thiel, 11) Johann Hau,
12) Matthias Engel (Faasbänner), 13) Johann Gores und 14) Johann
Manderscheid. |
Der Kriegerverein Schönecken, aufgenommen vor
1943. Mit im Bild: die aktiven Wehrmachtssoldaten Johann Brück,
Oskar Elsen und Matthias Knauf. Johann Brück fiel am 20.August 1943
nördlich von St. Petersburg. Oskar Elsen lebt heute in Stollwerk und feiert
bald seinen
neunzigsten Geburtstag (Juli 2012). |
Foto:
Rudi
Schmidt, Schönecken. Personen erkannt von: Nikolaus Arenth,
Schönecken.
Das Foto wurde wahrscheinlich vor dem Anwesen Gores in der
oberen Straße aufgenommen. |
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Augenzeugenberichte:
3. Reich, 2. Weltkrieg, Nachkriegszeit und Währungsreform. |
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Gefallene und Vermisste aus Schönecken, den
Umlandgemeinden und vor Ort Gefallene. |
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