Augenzeugenberichte: 3. Reich, 2. Weltkrieg, Nachkriegszeit und Währungsreform
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Schönecken-Wetteldorf 1933-1951
von Grete Zirbes

Schönecken – Wetteldorf, 1933-1951

Während der Zeit von 1933 bis einschl. der ersten Nachkriegszeit. Von Amtsangestellter Fr. Zirbes.

In den Jahren um 1933 waren in hiesiger Gegend viele Arbeitslose. Aus dieser Tatsache heraus ist es zu verstehen, dass bei der im allgemeinen konservativ eingestellten Bevölkerung die NS.-Partei Fuß fassen konnte. Einzelne Personen beteiligten sich rege in den gebildeten Organisationen, wohingegen doch die Mehrheit der Erwachsenen sich zurückhielt. Nach 1933 ging infolge Durchführung eines freiwilligen Arbeitsdienstes der Jugend, bei dem insbesondere Wegarbeiten durchgeführt wurden, die Arbeitslosigkeit langsam zurück. Die ersten Einberufungen zur Wehrmacht erfolgten 1935/36. Mit dem Bau des Westwalls 1938-1941 und den damit verbundenen Einnahmequellen erlebte die hiesige Gegend einen wirtschaftlichen Aufstieg. Im Beschlussbuch der Amtsvertretung Schönecken ist in der Sitzung vom 20.5.1939 zu lesen, daß die Steuerrückstände der Gemeinde Schönecken sich von 13.212,- RM im Jahre 1936 auf 13.377,- RM im

Amtsbürgermeister Matthias Hammes, 5.10.1939 - März 1945

Rechnungsjahre 1937 erhöht und im Rechnungsjahr 1938 auf 6.302,- RM ermässigt wurden. Beim Amt war ein besonderes Quartieramt eingerichtet. Von hier aus erfolgte die Einweisung der Westwallarbeiter, die aus dem Rheinland, aus der Hamburger Gegend, Schleswig-Holstein und sogar aus Berlin kamen. Auch die Auszahlung des Kostgeldes ging über dieses Quartieramt.

In den Jahren 1937/38 wurde durch die Gemeinde Schönecken zum Zwecke der Errichtung eines weiblichen RAD.-Lagers das frühere Hotel Schöneck angekauft und für genannten Zweck umgebaut. Im gleichen Zeitraum baute die Gemeinde ein Jugendheim, das nach dem Kriege zunächst der französischen Besatzungsmacht als Gefängnis diente, später eine Webschule aufnahm und im Jahre 1953 an die Webmeisterin Hauer veräussert wurde. Letztere hat das Haus zum Hotel umgestaltet. Es handelt sich hier um das jetzige Hotel Burgfrieden, das weithin bekannt ist.

Im August 1939 erfolgte dann die Einberufung aller wehrfähigen Männer des Ortes. Die älteren Soldaten mussten sich in den Bunkern des Westwalls melden, die Reservisten der Wehrmacht bei ihren Ersatzeinheiten.

Von Ende September 1944 an lag Schönecken-Wetteldorf unter Artilleriebeschuß. Am 1. Oktober 1944 traf eine Granate die Baracke des früheren NSV. Kindergartens, in der zu dieser Zeit Soldaten einquartiert waren und tötete 30 Soldaten. Es handelte sich um Angehörige des 3.Kp. des Fest. Infanterie-Batl. 1423, die fast alle aus Österreich und Oberbayern stammten. In der gleichen Nacht kamen ebenfalls durch Granateinschläge im Hause Leufen, Umweg, 3 Soldaten ums Leben. Am 9. Oktober 1944 wurde durch einen Granatsplitter in der Wohnung seiner Schwiegereltern der aus Neuerburg geflüchtete Johann Graff getötet.

In der Schule, im Hotel Ronde und auch im Jugendheim Schönecken war während des Kriegswinters der Hauptverbandsplatz untergebracht. Zu gleicher Zeit wurde ein Ehrenfriedhof auf dem Friedhof Wetteldorf angelegt, auf dem bis zum Kriegsende insgesamt 258 Soldaten bestattet worden sind. Im Jahre 1954 erfolgte die Umbettung dieser Kriegstoten zum Ehrenfriedhof Kolmeshöhe bei Bitburg, da der Friedhofsverband Wetteldorf das Friedhofsgelände selbst benötigte. 
Schönecken-Wetteldorf sollte Ende September 1944 zwangsweise geräumt werden. Nur ein Teil der Bevölkerung kam diesem Befehl nach. Die übrigen Einwohner verbrachten von diesem Zeitpunkt bis zum Einmarsch der Amerikaner am 3.3.1945 die Nächte und oft auch die Tage in den Kellern. Hauptzufluchtsort für viele Familien war der Felsenkeller in der damaligen Knabenschule (das ehemalige Gebäude des Amtskellners Rösgen, erbaut 1712-1718). In den Burgberg und den Ichterberg waren verschiedene Stollen getrieben, in welchen sich einzelne Familien aufhielten. Auch die Schönecker Schweiz und das Gebiet hinter dem Irsfelderhof wurden zeitweilig als Unterschlupf aufgesucht. Anfang Dezember 1944 konnte man in den umliegenden Waldgebieten die Vorbereitungen für einen deutschen Gegenangriff feststellen, der dann auch am 16.12.1944 begann. Diese militärische Operation ist als Ardennenoffensive bekannt geworden.  Durch diese Offensive bedingt, wurde unser Gebiet nun auch für die amerikanische Luftwaffe interessant. Den ersten und folgenschwersten Luftangriff erhielt Schönecken-Wetteldorf am 24. Dezember 1944, bei dem ein Zivilist (Johann Hermes, aus –Wetteldorf gebürtig, jedoch in Habscheid wohnhaft) und 3 Soldaten ums Leben kamen sowie 9 Häuser zerstört bzw. schwer beschädigt wurden. Es waren dies die Häuser Blum Friedrich, Irsfeld Franz, Jakobs Christ.II, Leuschen Anton, Neuerburg Peter Ww., Ruhl Geschwister, Wallerius Lambert, Zapp Franz Witwe. Am 1. Januar 1945 war wiederum ein schwerer Bombenteppich für Schönecken-Wetteldorf, diesmal die Lindenstraße gedacht, der jedoch vollkommen sein Ziel verfehlte und nur in der Schönecker Schweiz und im Forst Schäden in den Wäldern anrichtete. Danach blieb unser Ort von direkten Bombenangriffen verschont, jedoch waren durch das klare Frostwetter begünstigt immer wieder Jagdbomber mit Bordwaffenbeschuß un kleineren Bomben, die bekanntlich eine große Sprengwirkung hatten, am Werk. So wurden am 26. Januar 1945 bei einem solchen Angriff 2 Personen getötet und zwar beim Hause Thiel, Hinter Isabellen und ein Fräulein Paula Müller aus Scheitenkorb, Kreis Bitburg, und im Hause seiner Großmutter, der Witwe Schertes am Burgstieg, das Kind Nikolaus Wilki, 10 Jahre alt. Bei einem anderen Angriff am 11. Februar 1945 kamen im Hause Neyses in Wetteldorf drei Zivilpersonen und einige Soldaten ums Leben. Aus den Trümmern des Hauses wurden Johann Neyses, 45 Jahre alt, ein Neffe desselben namens Josef Weber, 4 Jahre alt, die 20-jährige Hausgehilfin Katharina Görres aus Kopp und einige Soldaten, deren Namen nicht mehr zu ermitteln sind, tot geborgen. Sachschäden in kleinerem und grösserem Umfange sind in der Zeit des Beschusses und der Fliegerangriffe noch an den meisten Häusern des Ortes eingetreten. Ein Teil der Bevölkerung war in den Kreis Altenkirchen evakuiert. Bei einem Fliegerangriff auf Wissen/Sieg sind am 11. März 1945 Heinrich Schröder, Moritz Hermes und Michael Spoo, alle aus Schönecken, ums Leben gekommen.

Auch nach dieser Zeit forderte der Krieg noch seine Opfer und zwar erlitten im Laufe der Jahre 1945 und 1946 durch Minen und Sprengkörper noch 3 junge Menschen aus der Gemeinde tödliche Verletzungen. Es waren dies Johann Mainz, 21 Jahre alt, der am 25.6.1945 durch Minenverletzung in Büdesheim den Tod fand und die beiden Kinder Franz Arenth, 9 Jahre, am 25.10.1945 und Wilhelm Breuer aus Irsfelderhof, 10 Jahre, am 20.4.1946 durch Sprengkörper.

Am Samstag, dem 3. März 1945 rückten amerikanische Truppen in unseren Ort ein. Die Bevölkerung wurde für ca. 1 ½ Wochen in einzelnen Häusern zusammengefasst. Es erfolgte zuerst die Registrierung der noch vorhandenen Einwohner. Jeder Erhielt einen Registrierschein, der auch für die nächsten Jahre noch als einzig gültiger Ausweis Geltung hatte. Nach diesesn ersten Wochen konnte man sich wieder frei im Ort und auch in den Nachbargemeinden bewegen, es dauerte jedoch noch einige Zeit bis wieder ein Verkehr über den Kreis hinaus möglich war. Auch war in den ersten Monaten nach Kriegsende für die deutsche Bevölkerung nach 22 Uhr Ausgangssperre.
 Im Sommer 1945 wurden die amerikanischen Truppen durch französische abgelöst. Weil die Kreisstadt Prüm fast vollständig zerstört war, kam die Kreiskommandantur nach Schönecken. Die Büros waren im Amtsgebäude untergebracht. Zeitweilig mussten ca. 30 französische Familien Wohnung erhalten, weshalb fast alle grösseren Häuser des Ortes beschlagnahmt wurden. Hierdurch entstand unter der einheimischen Bevölkerung, da auch noch Evakuierte aus Prüm und dem Grenzgebiet unterzubringen waren, große Wohnungsnot. Im Gefolge der Kreiskommandantur waren auch die franz.Gend.Station des Kreise, das Gefängnis und das Militärgericht in unserem Orte untergebracht. Im Jahre 1947 wurden Gericht und Gefängnis für einen grösseren Bezirk zusammengefasst und aus Schönecken verlegt. 1952 erfolgte die Verlegung der Kreiskommandantur nach Bitburg. Nunmehr konnte die Amtsverwaltung wieder in ihr Gebäude einziehen. Sie war 1945 ind der Gastwirtschaft Arenth untergebracht worden, danach 1946 in der alten Schule und ab September 1947, als das Gericht das Gebäude frei gab, im ehemaligen Hotel Schöneck. Da durch Platzmangel in den einzelnen Gebäuden nicht alle Büros sein konnten, wurde einige Sachgebiete (wie Meldebehörde, Wirtschaftsamt und Amtskasse) zeitweilig in den Häusern Heinzen, Breit, Hermes-Mühle und Kammers untergebracht. 1951 wurde dieser Zustand durch die Freigabe des Amtsgebäudes am 1.12. ganz behoben.

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