|
|
|
Augenzeugenberichte:
Absturz eines B-17 Bombers
(#44-8501), auch genannt Fliegende Festung (Flying Fortress),
der U.S. Army bei Eilscheid am 06.01.1945. |
Am 06. Januar 1945 war
die McConnell Crew (Flugzeugnummer 44-8501) bei ihrem 25.
Einsatz für die 379. U.S. Bombergruppe an einem Bombenangriff auf die Stadt Köln
beteiligt. Als zweites Führungsflugzeug des Bomberverbandes war nur diese Maschine mit
einem Radar ausgestattet, das dafür extra von einer anderen Bombergruppe ausgeliehen
wurde. Normalerweise waren wir mit der "Margie" unterwegs, an diesem Januartag
aber mit der "Jeanie", so Marion Hoffman.
Der
Befehl war erlassen, den südlichen Teil des Zielgebietes, in dem sich der Kölner Dom
befand, bei der Bombardierung auszulassen, um den Dom nicht zu beschädigen. Daran wurde
sich beim |
|
Die
Crew der "Margie" im September 1944,
Marion C. Hoffman ist unten links im Bild. |
|
|
Einsatz auch gehalten. Auf dem
Rückflug wurde die B17 der McConnell Crew von einer Granate der deutschen Flak getroffen.
Die rechte Tragfläche stand in Flammen, das Flugzeug begann zu trudeln und bald fing auch
Motor Nr. 3 Feuer. Co-Pilot Oberleutnant Smith wurde durch Granatsplitter und
Verbrennungen schwer verletzt. Auch Pilot McConnell hatte erhebliche Verbrennungen. Smith war über dem Cockpit zusammengesackt,
McConnell aktivierte den Autopilot des Flugzeugs und half dem schwerverletzten, aber noch
ansprechbaren OL Smith aus der Maschine auszusteigen, um mit dem Fallschirm abzuspringen,
nachdem er der Crew zuvor den Befehl zu Ausstieg und Absprung gegeben hatte. Neun von zehn
Crew-Mitgliedern, bis auf Oberfeldwebel George Turner, (Bordschütze der oberen
Kanzel) sprangen mit dem Fallschirm ab. |
|
Foto
eines Boeing B-17 Bombers aus dem
Jahre 2008 von Marion C. Hoffman. |
|
Turner, obwohl er den
Kameraden zuvor mitgeteilt hatte er sei nicht verwundet, blieb aus unerklärlichen
Gründen im Flugzeug und starb beim Absturz ca. 500 mr nordwestlich des Ortes Eilscheid,
vielleicht hatte er aufgrund Sauerstoffmangels das Bewusstsein verloren. Leutnant Hillman
und Fähnrich Williams landeten, wie die ganze restliche Crew der B-17, sicher mit ihrem
Fallschirm in der Nähe von Eilscheid. Kurz danach wurden die beiden Offiziere mit
Kopfschüssen von Zivilisten getötet (2). Ob das bei Eilscheid war oder anderswo
in der Nähe, vermag Marion Hoffman nicht zu sagen. Sie wurden später in einem
gemeinsamen Grab beerdigt.
|
|
Über das Schicksal des
Co-Piloten, Oberleutnant Warren T. Smith, gibt es unterschiedliche Angaben:
Bordheckschütze Feldwebel Marion C. Hoffman, auf dessen Erlebnisbericht ein Großteil
dieser Ausführungen beruht, war der Meinung, Smith sei kurz nach der Fallschirmlandung am
Boden verstorben. Aus anderen Quellen, einer U.S. Army Recherche und eines
Augenzeugenberichtes aus Schönecken zu Folge, wurde OL Smith am 06.01.45 in das Behelfshospital nach Schönecken
verbracht, wo er am 07.01.45 im Gasthaus Oktav auf der Kegelbahn aufgrund seiner schweren
Verletzungen verstarb und zunächst auf dem Friedhof in Wetteldorf beigesetzt wurde (1). |
Das weitere Geschehen in der direkten Übersetzung des
Erlebnisberichtes des Bordheckschützen Feldwebel Marion C. Hoffman, der heute 87 jährig
(2009) in Ohio/USA lebt:
Oberleutnant Cecil
G. McConnell (MN), Fähnrich Don Burkness (NY), Feldwebel
Rheinhold Strecker (OR), Oberfeldwebel George Merritt (NY), Feldwebel Alfas Nichols (OK)
und ich, Feldwebel Marion C. Hoffman, sollten an diesem 6. Januar 1945 in deutsche
Kriegsgefangenschaft geraten. |
|
|
Auch sollten die
Offiziere und Unteroffiziere unserer Crew später voneinander getrennt werden.
Ich landete etwa 500 mr
nördlich des Ortes Eilscheid (bei Pörzelt), die Absturzstelle unseres Flugzeugs war nur
einige hundert Meter entfernt.
Als ich durch die Wolken
kam merkte ich, dass drei Hitlerjungen und ein Volkssturmmann auf mich zu schießen
begannen. Ich konnte die Kugeln heulen hören, so nah flogen sie an mir vorbei, ich wurde
aber wie durch ein Wunder nicht getroffen. Unser Flugzeug kam mir unter den Wolken
hindurch noch einmal sehr nahe, ich war spät abgesprungen. Trudelnd stürzte es an der
zuvor beschriebenen Stelle ab. Als ich gelandet war und mich vom Fallschirm befreit
hatte, begann ich in Richtung Wald zu laufen um zu fliehen. Vor den Verfolgern hatte
ich vielleicht einen halben Kilometer Vorsprung, zwischen uns befand sich ein kleiner
Hügel. Als sie die Hügelkuppe erreicht hatten, begannen sie erneut auf mich zu
schießen. Mir flogen die Querschläger auf dem gefrorenen Boden nur so um die Ohren.
Schließlich gab ich es auf zu fliehen und die Verfolger stellten das Schießen auf mich
sofort ein, der Mann vom Volkssturm hatte die Hitlerjungen im Griff. Jetzt war ich ein
Kriegsgefangener. Sie brachten mich in ein kleines, beheiztes und alleinstehendes
Gebäude, vielleicht auf dem halben Weg zwischen Eilscheid und Lierfeld, dort waren
bereits meine Uffz. Kollegen (Merritt, Nichols, Strecker). Wenig später folgte unser
Pilot Oberleutnant McConnell, der erhebliche Brandwunden hatte (4). Der Volkssturmmann
rieb die Brandwunden von McConnell mit etwas Salbe ein, damit er die Schmerzen besser
aushalten konnte. Danach wurden wir von unserem Piloten getrennt, wir sollten ihm erst
Monate später im Stalag VII-A in Moosburg (nahe Landshut in Bayern) wieder begegnen.
Wir vier
wurden mit einem Wachsoldaten auf die Ladefläche eines LKW´s verfrachtet. Die Fahrt
ging Richtung Norden nach Matzerath, Orlenbach, bis nach Niederprüm. Wir wurden in einen
kleinen Raum (3X4mr) ohne Heizung gebracht, dieser 6. Januar 45 war für uns ein langer
Tag. Es klopfte an der Tür und eine junge Frau und ein Wachsoldat brachten uns etwas
heißen Haferschleim. Nach dem Essen schliefen wir sofort auf dem kalten Boden ein.
Am nächsten Tag zwang man uns, in Prüm eine amerikanische 250 Pfd. Bombe auszugraben,
einen Blindgänger, was wir aber nicht wussten. Zuerst versuchten wir auf die Genfer
Konvention hinzuweisen, der Wachsoldat schoss daraufhin in die Luft, das überzeugte uns
schnell. Mit zwei Schaufeln ausgestattet begannen wir, die Bombe zu bergen. Der Wachsoldat
beobachtete uns aus sicherer Entfernung (ca. 50 mr) mit der Waffe im Anschlag. Einen
Fluchtversuch hätten wir nicht überlebt. |
In Prüm wurden wir in
einer alten Scheune untergebracht, es war das Stalag VI-G und es war ein stinkendes
Höllenloch. Hier waren um die 150 amerikanische Infanteristen, die bei der
Ardennenoffensive in deutsche Gefangenschaft geraten waren. Die meisten von ihnen waren in
einem bedauernswerten Zustand: depressiv, unterernährt, mit unzureichender Kleidung und
an Durchfall leidend. Die Nächte waren mit bis zu minus 30 Grad bitterkalt und auch
tagsüber ging die Temperatur in diesen Januartagen nicht über minus 10 Grad. |
Wir waren sehr hungrig,
und man sagte uns, nur wer arbeitet bekommt auch zu essen.
Wir mussten tote Zivilisten aus Ruinen ausgraben, die Opfer des Bombenkrieges waren. Wir
aßen Weihnachtskuchen und Plätzchen. An einem anderen Tag mussten wir bei der
Instandsetzung der Bahnlinie helfen und wurden beim Sabotieren an der Konstruktion
erwischt. Die Folge war, dass man uns dafür fürchterlich verprügelt hat. Am 19. Januar
45 erreichten wir nach langem Marsch Limburg und wurden in das Dulag Luft gesperrt. |
|
|
Eine Postkarte aus der Kriegsgefangenschaft |
|
Im März begann der
nächste Zwangsmarsch über Frankfurt bis nach Nürnberg, schließlich bis nach Moosburg
bei Landshut. In Moosburg hatten wir seit dem
Stalag Prüm etwa 550 KM zu Fuß zurückgelegt. Das alles geschah zwischen dem 6. Januar
und 29. April 1945, an diesem Tag wurden wir durch General Pattons 3. Armee im Stalag
VII-A in Moosburg befreit. Mein Gewicht war in diesem Zeitraum von 70 auf 54 KG
zurückgegangen. Beim Marschieren im März schliefen wir unter freiem Himmel, eingezäunt
von Stacheldraht oder im Wald, ohne Essen und ohne Dach über dem Kopf. Wir wurden als
Kriegsgefangene oft unwürdig behandelt, nicht immer im Einklang mit der Genfer Konvention
(3).
Die
meisten Wehrmachts- und Luftwaffensoldaten waren aber gute Männer und sie gingen
anständig mit uns um, dagegen waren die SS-Schergen echte Bastarde.
Nach der Befreiung erreichte ich meine Heimat in Indiana am 14. Juni 1945." |
Anmerkung der
Redaktion:
1) Wir halten es für erwiesen, dass Oberleutnant Smith am 07.01.1945 in
Schönecken verstarb.
2) Schrecklich und abstoßend, die Ermordung der beiden Bordoffiziere der McConnell
Crew. Offen bleibt, ob diese Tat jemals gesühnt wurde.
3)
In jenen Januartagen war die Versorgungslage für Zivilisten wie Soldaten
unerträglich schlecht. Es mangelte schlicht an allem. Für die gut genährten U.S. Boys
war es sicher sehr hart sich mit nichts oder sehr wenig zu begnügen. Wir glauben nicht,
dass hinter der miserablen Versorgung der Gefangenen eine Absicht stand, es gab einfach
nichts. Bei der Bombenbergung und dem Arbeitszwang handelt es sich aber eindeutig um
Verstöße gegen die Genfer Konvention.
4) OL McConnell wurde wegen seiner Brandwunden noch sieben Wochen lang in einem
deutschen Militärhospital behandelt.
Abkürzungen:
Stalag = Stammlager
Dulag = Durchgangslager |
|
|
Quellen:
1) Zeitzeuge und Autor Marion C. Hoffman, Heckbordschütze der McConnell Crew am 06.Januar
1945,
A view from the tail / The last mission, erschienen im September 1994.
2) Veteranen und
Webseite der
91. U.S. Bombergruppe
3) Recherche der U.S. Army zum Absturz der
"Jeanie"
4) Recherche und Übersetzung aus dem Englischen, Norbert M. Rosskopp, Schönecken
Fotos und Schriftstücke mit freundlicher Genehmigung von Marion C.
Hoffmann. |
|
|
|