Augenzeugenberichte: 3. Reich, 2. Weltkrieg, Nachkriegszeit und Währungsreform
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Kriegsende und Besatzung im Amt Schönecken
von Wilhelm Schmitz im August 1972

Von der Bürgermeisterei zur Verbandsgemeindeverwaltung.
Die Kommunalverwaltung des Amtsbezirkes Schönecken in der Zeit von 1945 bis 1970. 

Wenn ich hier versuche, einen Überblick über die Geschichte der kommunalen Verwaltung in Schönecken für einen Zeitraum von 25 Jahren zu geben, so kann dieser nur unvollständig sein. Weder das Verwaltungsgeschehen noch die Verwaltungsbehörde können an dieser Stelle erschöpfend dargelegt werden. Es ist eher ein auf die Ortsgeschichte bezogener kleiner Abriß des Zeitgeschehens, der hier mit den noch erfassten Daten und Fakten aufgezeichnet wird in dem Bestreben, das festzuhalten, was nicht mehr sichtbar und bald vergessen ist.
Da ich seit 1937 bei dieser Verwaltung beschäftigt bin, konnte ich vieles aus eigener Erinnerung berichten.

französische Gendarmerie um 1949

Rechts im Bild: die franz. Gendarmerie um 1949.
Foto: Archiv Nikolaus Arenth.

Einiges haben Kolleginnen und Kollegen dazu beigetragen, denen ich hiermit danke. Ich habe mich bemüht neutral zu schreiben, bitte aber auch um Nachsicht, wenn einmal Persönliches eingeflochten oder Kritisches aus meiner Sicht ausgedrückt wird. Daß einiges ergänzt oder berichtigt werden kann, schließe ich nicht aus.

Kriegsende und Besatzung

Fächerförmig aus Richtung Gesotz, Dingdorf, Oberlauch kommend, nachdem sie zuvor die Prüm zwischen Lünebach und Waxweiler über die kleineren Brücken bei Merlscheid und Heilhausen überschritten hatten, zogen am 3. März 1945 amerikanische Truppen in Schönecken ein.  Die Geditzbrücke war gesprengt, die Vollbachbrücke noch heil. Und dort betraten die Sieger, verständlicherweise sehr vorsichtig, gleich die Ortsmitte. Es gab keine Straßenkämpfe mehr, da sich die deutschen Truppen abgesetzt hatten.

Von diesem Tage an hatte der Ort, damals noch aus zwei Zivilgemeinden bestehend – dem Amtsort Schönecken und dem Pfarrort Wetteldorf – seine Besatzung. Es wurde bald auch Sitz des Kreiskommandanten, weil Prüm so zerstört war, dass sich dort keine geeigneten Unterkünfte fanden. Das einigermaßen gut erhaltene Gebäude der Bürgermeisterei war schnell umfunktioniert und blieb für mehrere Jahre dem Delegierten des Kreise Prüm der Alliierten Hohen Kommission für Deutschland vorbehalten. Einen Teil der Akten schafften die Amerikaner noch auf den Speicher, die meisten warfen sie kurzerhand aus den Fenstern in den Garten und verbrannten sie dort.

Bis Juli 1945 blieb US-Besatzung, dann kamen, als Folge der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen, französische Einheiten und übernahmen die Kommandantur. Als ich Ende August 1945 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, wehte unter dem Fenster meines vier Jahre vorher verlassenen Arbeitsplatzes die Trikolore. Eine zweite Fahne wurde jeden Morgen gegenüber der Kommandantur auf dem Marktplatz – dort, wo heute der Maibaum aufgestellt wird – mit militärischen Ehren gehisst und abends ebenso eingeholt. Nicht nur Soldaten hatten die Fahne zu grüßen, auch Zivilisten mussten Hut oder Mütze ziehen. So sah man denn sonntagsmorgens auf dem Weg zum Hochamt die Männer lange Zeit ohne Kopfbedeckung vorbeigehen, bis die Grußpflicht abgeschafft wurde. Einigen älteren Herren hatte diese Verordnung Schwierigkeiten gebracht, bis auch sie sich dazu überwanden, den Sonntagshut zerknautscht unter die Jacke zu stecken. Von 22 Uhr bis 6 Uhr war nächtliche Ausgangssperre. Weil uns jungen Leuten die abendliche Sperrstunde manchmal zu spät einfiel, mussten wir oft auf Um- und Schleichwegen heimhehren. 

Aufnahme vom März 1945, der Krieg für die Eifeler ist gerade vorbei, im Osten soll er noch fast zwei Monate andauern. Im Bild eine von der U.S. Army überwachte Arbeitskolonne von einheimischen Männern, die am Eingang zur Schönecker Schweiz durch Kriegseinwirkung getötete Pferde vergraben.
Im Hintergrund befindet sich ein Dreiachser der U.S. Army.

 
  1. Ewald Schaal
  2. Mathias Seffern
  3. Christian Jakobs
  4. Christoph Lenz
  5. Nikolaus Neuerburg
  6. Kaspar Floss

 

Bilder mit freundlicher Genehmigung der Fam. Bastuck.

Außer dem Amtsgebäude waren zahlreiche andere Häuser requiriert. Zuerst im Hause Ruhl (Unter der Pfordt), später im Hause de la Fontaine (heute alte Raiffeisenbank), war die französische Gendarmarie, im Gasthaus Oktav (Von Herselstr.) deren Messe. Die Küche für die Angehörigen der Kommandantur war im Hause Manderscheid (Teichstr.), danach im Hause Breit (Teichstr.). Besetzt waren weiter die Häuser Merziger (Hühnerbach) und Kraemer (Alte Bitburger Str.). Der Kommandant wohnte im Hause Michel Irsfeld (Teichstr./Wetteldorf), danach im Hause Breit (Teichstr.). Das Geschäft Ewerhart, heute Pütz (Alter Markt), wurde Economat, dessen bezugsscheinfreies Warenangebot den Einheimischen aber nicht zugänglich war. Mehrere Angehörige der Besatzungskräfte hatten einzelne Wohnungen in Privathäusern. Im Jugendheim (heute Hotel Burgfrieden) richtete die Gendarmerie ein Gefängnis ein, dessen unrühmliche Qualitäten zeitweise zu einem Schreckgespenst für die Bevölkerung des Kreises wurden. Vorübergehend bezog eine Truppeneinheit im Gasthaus Heinzen (Alte Bitburger Str.) Quartier und im Hause Schöneck (Lindenstr.) war für einige Zeit das Militärgericht untergebracht. Neben politischen Prozessen (Be- und Verurteilung von Nazis) waren es vor allem Delikte gegen die Verordnungen der Alliierten, gegen die Ablieferungsbestimmungen und nachher gegen den Schmuggel, die dort verhandelt wurden. Ähnlich dem Schmuggel stand auch der ungenehmigte (Tausch-) Handel mit anderen Besatzungszonen unter Strafe.

Ein weiterer Gebäudekomplex, die Postgaragen ind der Teichstraße (heute Kreissparkasse und Parkplatz), diente der Kommandantur als KFZ-Werkstätte für ihren Fuhrpark. Später wurde die große Garagenhalle mehrere Jahre für Tanzveranstaltungen benutzt, in der die ersten großen Feste gefeiert wurden.

Wenn auch manche Schwierigkeiten mit den Besatzern auftraten, so muß rückschauend auch festgestellt werden, dass in Schönecken und Umgebung kein einziger Fall von Schusswaffengebrauch gegen die Zivilbevölkerung bekannt wurde. Sehr ausgiebig nutzten die Männer der französischen Militärmission die guten Angelmöglichkeiten in der Nims. Sie hatten das alleinige Recht zum Fischen und Jagen. Jeglicher Waffenbesitz war uns Deutschen verboten. Nach und nach zogen die Familienangehörigen hierher und erste nähere Kontakte bahnten sich über Kinder und Frauen an. 

Rechts im Bild:

Ein sogennannter Persil- schein von 1948.

Nach Zustellung des Bescheides galt die Person als "entnazifiziert".

Ab 1948 nahm das Interesse der Amerikaner an einer konsequenten Entnazi-
fizierung merklich ab,  der Kalte Krieg trat jetzt in den Vordergrund.

Probleme der Nachkriegszeit

Man muß die Lage der Bevölkerung kennen und die besonderen Probleme jener Zeit, um manche Dinge zu verstehen, die heute anders und beinahe undenkbar sind.

Die Männer zwischen 17 und 50 Altersjahren fehlten in großer Zahl. Sie waren in der Kriegsgefangenschaft, viele vermisst, viele gefallen. Also fehlten Arbeitskräfte, besonders in der Landwirtschaft und im Handwerk. Fast jedes Haus hatte Kriegsschäden, Eisenbahnen, Straßen und Brücken waren zerstört, Felder und Wiesen hatten Granat- oder Bombentrichter, Panzerspuren, Panzersperren oder Stellungslöcher. Viele Wälder waren zerschossen, Splitterholz gibt es heute noch. Überall lag Munition, vergrabene Minen forderten bei den ersten Feldbestellungen noch Todesopfer. An Feld- und Waldrändern wurden Soldatengräber entdeckt. Es bestanden lange Zeit keine Telefon- und Verkehrsverbindungen, Kraftfahrzeuge gab es nur vereinzelt, Fahrräder waren gesuchte Verkehrsmittel. Die Schulen blieben mehrere Monate geschlossen. Zum Glück blieb die ärztliche Versorgung gesichert und unsere Apotheke hatte einen schier unerschöpflichen Medikamentebestand. Bei dem sonstigen Handel hatte sich das bald herumgesprochen und ich weiß, das Rezepte aus weit entfernten Gebieten hier vorgelegt und erfüllt worden sind.

Alle Konsumgüter waren knapp, angefangen vom einfachsten Papier bis zum Ersatzteil für irgendetwas. Vieles gab es überhaupt nicht, da die Fabriken zerstört waren und bis 1949/50 nur dringend lebensnotwendige Produkte vereinzelt hergestellt wurden. Infolge der allgemeinen Lebensmittelknappheit wurde die Landwirtschaft zur Ablieferung ihrer Erzeugnisse gezwungen. Jedes vorgeschriebene Soll war dabei zwangsläufig problematisch, egal ob es sich um Feldfrüchte, Fleisch oder Eier handelte. Hinzu kam der Zustand, dass gerade Lebensmittel ein bevorzugtes Tauschobjekt waren. Arbeitskräfte wurden dienstverpflichtet. Die Geldentwertung nahm krasse Formen an, deshalb beherrschte der Tauschhandel bald das tägliche Leben. Schieber und Schwarzhändler gaben den Ton an. Wichtige Dinge, sofern überhaupt auf dem Markt, waren rationiert. Es gab Lebensmittelkarten, solche für Rauchwaren, Bezugsscheine für Textilien und für viele andere Artikel. Tabakpflanzen wurden in den Hausgärten angebaut und Vorschläge zur Weiterbearbeitung enthielten Hinweise wie „mit Honig verbessern“ oder „zwischen Pferdemist lagern“. Hausfrauen kramten alte Rezepte hervor, siedeten Seife und Bier und strickten Strümpfe aus handgesponnener Schafswolle. In vielen Futterküchen wurde aus Korn oder Obst mit primitiven Geräten Branntwein hergestellt. Mit Ersatzstoffen mussten viele Lücken gestopft werden. Autos wurden mit selbst gezeugtem Holzgas angetrieben, Schuhsohlen aus abgefahrenen Autoreifen geschnitten, anstatt Seil oder Draht wurde Telefonkabel verwendet, aufgetrennte Benzinkanister waren Bedachungsmaterial. Von einigen Behelfslösungen sprechen Begriffe wie Behelfsheim, Behelfswohnung, Behelfsbrücke.

Wohnungen waren auch bei uns knapp. Zahlreiche ausgebombte Städter blieben noch fünf oder zehn Jahre hier wohnen. Dann mussten Flüchtlinge untergebracht werden, die nichts bei sich hatten, als das, was sie mit sich tragen konnten. Manchmal kamen sie schubweise mit 60 bis 80 Personen in den Amtsbezirk, viele Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft waren monatelang krank und arbeitsunfähig.

Vom Kartoffelkäfer ist zu sprechen, gegen dessen anfangs massenhaftes Auftreten keine geeigneten Bekämpfungsmittel vorhanden waren. Wildschweine traten in Horden bis zu 40 Stück auf und verwüsteten die Felder. Mit Billigung der Militärregierung wurde ein Jagdkommando zu ihrer Bekämpfung gebildet.

In den Gemeindewäldern Hersdorf und Burbach ließen die Besatzungsbehörden große Holzmengen einschlagen und nach Belgien verfrachten. Eine andere Zeiterscheinung war die Entnazifizierung, also die Einstufung, Entlastung oder Bestrafung ehemaliger Parteiangehöriger.

Noch ein Wort zur Kaufkraft des Geldes: im Schwarzhandel kosteten französische Zigaretten 3-5 RM, amerikanische 6-8 RM pro Stück, ein Pfund Butter etwa 50 RM, ein Pfund Bohnenkaffee 100-120 RM. Als 24-jähriger Behördenangestellter wurden mir damals 140 RM netto ausgezahlt. Das Schlagwort zum Überleben hieß „kompensieren“ sofern man konnte Ware gegen Ware, sonst Arbeitskraft gegen Ware. 

Von der Anfängen der zivilen Verwaltung

Im September 1944 wurden, nachdem die ersten amerikanischen Truppen bis zur Schneifel vorgerückt waren, die beim Bürgermeisteramt aufbewahrten Personenstandsregister (Geburts-, Heirats- und Sterbebücher ab 1798) in den Keller des Landratsamtes in Altenkirchen/Westerwald verlagert. Sie blieben dort erhalten und kamen 1946 zurück. Beim Standesamt Schönecken behielt man nur die laufenden Register, die dank fürsorglicher Aufbewahrung ebenfalls die unruhigen Zeiten überstanden. Als Ende Januar 1945 ein Teil der Verwaltung nach Balesfeld verlegt worden war, nahm die Sachbearbeiterin Grete Zirbes die Standesregister mit nach Hause und verwahrte sie im Keller ihres Elternhauses. Nebenan im Keller des Hauses Böhmer. Selber hielt sich als Standesbeamter der Rentmeister Michel Breit auf.
Mit dieser Kombination blieb das Standesamt als einzige Abteilung der Verwaltung dauernd funktionsfähig, auch nachdem die fremde Besatzung eingetroffen war.

Soweit es notwendig war, wurden dort vor Kriegsende noch letzte Wehrmachtsurlauber abgefertigt und mit den erforderlichen amtlichen Bescheinigungen ausgestattet. Die Ausgabe von Lebensmittelkarten war eingestellt worden, es gab ohnehin nichts mehr zu kaufen. 

Wie wichtig es war, die Erstbücher des Standesamtes zu erhalten, mag daraus ersehen werden, dass die beim Landratsamt Prüm lagernden Zweitbücher ab Jahrgang 1900 entweder dort oder auf auf einem Transport an einen Auslagerungsplatz verlorengingen. Wo das geschah und wie ließ sich nie mehr klären. Jedenfalls hat das Personal der Verwaltung diese Zweitbücher später alle handschriftlich in monatelanger Arbeit neu angefertigt.

Was tat sich da nach dem Einmarsch der US-Truppen mit der Zivilverwaltung? Nun, die Amerikaner sahen sich bald nach einer Persönlichkeit um, die von der Vergangenheit unbelastet war, die aber auch bei der Bevölkerung Ansehen und Autorität genoß. Dieser Mann war Johann Arenth (Von-Hersel-Str.), Rendant der Spar- und Darlehenskasse. Er erhielt den Auftrag, die deutsche Verwaltung zu organisieren. Seine Auswahl war einer der seltenen Glücksfälle, die das Leben auch in einer solch tristen Zeit zu bieten hat. Er war im kommunalen Bereich durch die Mitgliedschaft in verschiedenen Räten erfahren, er war Beigeordneter und stellvertretender Standesbeamter. Kein leichter Mann, weder nach Erscheinung noch nach Auftreten; kein Ja-Sager, früher nicht und jetzt nicht; das gefiel den Amerikanern. Als Auskunftsperson war er unbefangen, gerecht und gütig. Von ihm kam der Vorschlag, mit jungen Arbeitskräften der Verwaltung die ersten administrativen Aufgaben zu beginnen. Es galt, die Bevölkerung zu erfassen und jedem einen Registrierschein als Ausweis zu geben. Mit dem Wechsel der Besatzungsmacht im Juli 1945 zog das Büro der Verwaltung in den Gastraum des Hauses Arenth und war nun täglich für das Publikum offen. Zu dieser Zeit übernahm Kreisoberinspektor Bernhard Marx die Büroleitung. Vorerst galt es, neben den Tätigkeiten der Meldebehörde und des Standesamtes, eine große Zahl Vorschriften der Alliierten Kommission für Deutschland zu verwirklichen. Die zahlreichen Kriegsgräber wurden erfasst und die ersten Nachfragen nach Vermissten trafen ein. Im Amtsbezirk wurden 401 Soldatengräber registriert. Schönecken war lange Zeit Hauptverbandsplatz.

Allein auf dem Friedhof in Wetteldorf befanden sich 279 Soldatengräber, davon 261 Angehörige der deutschen Wehrmacht, 14 aus USA, 2 aus Polen, 1 aus Italien, 1 aus der UDSSR. Es gab erschütternde Szenen, wenn Angehörige vorsprachen, und das Schicksal eines Soldaten sich klärte und ähnlich bitter war es, wenn zunächst viele Nachforschungen erfolglos blieben.

Anfang November 1945 öffnete Rentmeister Michel Breit in seiner Wohnung in der Teichstraße die Amtskasse.  Eines Tages im Oktober hatte er mir vorgeschlagen, bei ihm zu arbeiten. Ich war gerade zwei Monate aus der Kriegsgefangenschaft zurück und sagte zu. Wir begannen mit beinahe nichts, suchten Unterlagen, Haushaltspläne, Steuerkonten und legten die ersten Kassenbücher an. Im Dezember musste das Haus Breit für den Kreiskommandanten geräumt werden. Die Amtskasse wurde in das Haus Arenth verlegt, von wo aus die Verwaltung in die alte Schule (Von-Hersel-Str.) umgezogen war. Bis September 1947 blieben diese Räume besetzt, dann zogen Verwaltung und Kasse ins Haus Schöneck (Lindenstr.), wo zuvor das Militärgericht seine Tätigkeit eingestellt hatte. Inzwischen hatte Rentmeister Breit seinen Dienst auf Anordnung der Militärregierung mit der Begründung quittieren müssen, er sei zu alt. „Ich wurde in den Ruhestand getreten“, sagte der rüstige 68-jährige, dem später die Gemeinde noch viele Ehrenämter übertrug und den diese verdientermaßen mit dem ersten Bürgerbrief ehrte. Als neuen Amtsrentmeister hatte die Amtsvertretung am 3.5.1947 Herrn Josef Berweiler aus Neuerburg gewählt.

Über die Amtsvertretung ist zu sagen, dass zwischen dem 18.4.1947 keine Sitzung war. Bei der ersten Zusammenkunft nach dem Kriege waren es die Ortsbürgermeister der angeschlossenen 18 Gemeinden, die dieses Gremium bis zur Neuwahl im Oktober 1948 bildeten.

Nachdem der ehrenamtliche Amtsbürgermeister Johann Arenth am 3.5.1947 von einem hauptamtlichen Stelleninhaber abgelöst und zum ersten Beigeordneten ernannt worden war, gab es zwei Jahre lang ziemliche Unruhe um die Leitung der Verwaltung.
Schuld daran waren hauptsächlich die Zeitverhältnisse. Die Aufsichtsbehörde besetzte die freie Stelle mehrmals kommissarisch. Sie schlug dann vor, diese Bewerber zu wählen, womit dann auch die Militärregierung einverstanden gewesen wäre, die einer Besetzung leitender Stellen zustimmen musste. Mit keinem dieser Vorschläge war die Amtsvertretung einverstanden, die mit den eben erworbenen demokratischen Rechten auf ihrer freien Entscheidung beharrte. Selbst dem sanften Druck von oben beugte sie sich nicht.

Leider wurde in dieser Zeit des Tauziehens die Wiederaufbauarbeit in den Gemeinden vernachlässigt. Später war es sehr anstrengend, diese Versäumnisse nachzuholen.

In den Jahren 1947 bis 1951 war die Verwaltungsbehörde noch an verschiedenen anderen Plätzen untergebracht. In der alten Schule begann man mit zwei Büroräumen. Dann wurde ein Schulsaal für das Wirtschaftsamt eingerichtet, wo zu jener Zeit fünf Angestellte arbeiteten. Nach und nach normalisierten sich die Verhältnisse und weitere Arbeitsgebiete, die bis dahin noch kaum in Erscheinung getreten waren, forderten ihren Aufbau: Allgemeine Verwaltung, Wahlangelegenheiten, Statistik, Schulen, Vereinswesen, Fürsorge, Sozialversicherung, Strassen und Wege, öffentliche Einrichtungen, wirtschaftliche Unternehmen, Haushalt, Steuern.  Die Aufgaben vom Wirtschaftsamt, Wohnungsamt, Besatzungsamt, Flüchtlings- und Kriegsschädenamt bestanden weiter.

Neben den Räumen in der alten Schule wurden vorübergehend Nebenstellen eingerichtet bei der Mühle Herms (Unter der Pfordt) und im Gasthaus Heinzen (Alte Bitburger Str.). Nachdem die Verwaltung im Haus Schöneck war, kam die Kasse zeitweise in den Neubau des Hauses Kammers (Lindenstr.). Im Dezember 1951 gab die Militärregierung das Amtsgebäude frei und die Verwaltung machte ihren letzten Umzug.

Ein besonderes Ereignis war die Währungsumstellung am 20.6.1948. In den letzten Tagen vor dem geheimgehaltenen Termin tauchten die wildesten Gerüchte auf. Von geplanten Überfällen auf die Geldtransporte war die Rede und von vielen Mutmaßungen über Art und Umfang der Reform. An einem späten Nachmittag traf, begleitet von schwerbewaffneten Gendarmen, ein Lastwagen ein und lud verschlossene Pappkartons ab. Sie wurden zur Sicherheit im Dachgeschoß des Hauses Schöneck in der Wohnung von Rentmeister Berweiler ungeöffnet abgestellt. Dort blieben sie Tag und Nacht von einem mit Karabiner bewaffneten deutschen Gendarmen und dem Personal der Verwaltung bewacht. Es war eine sehr aufregende Zeit. Gegen Umtausch von Reichsmark wurden dann am Stichtag morgens um 8 Uhr in Balesfeld die ersten DM-Scheine ausgehändigt. Jede Person erhielt 40 Deutsche Mark und auf dem Ausweis einen Stempel „Kopfnote erhalten“. Für etwa 5000 Personen des Bezirkes wurden also 200000 DM ausgegeben, alles in neuen Scheinen zu 20,10, 5, 1 und 0,50 DM. Eine Kolonne mit sechs Mann Personal und zwei Bewaffneten fuhr auf einem offenen LKW der Firma Irsfeld mit diesem Geld drei Tage lang von Dorf zu Dorf und erst als sich bei der Endabrechnung keine Fehler herausstellt, war man froh, die große Verantwortung überstanden zu haben.

Nie geklärt haben sich die Vorfälle um die Jahreswende 1948/49, als nächtliche Besuche in den Räumen der im Haus Schöneck untergebrachten Verwaltung festgestellt wurden. Als die Polizei sich mit der Sache befasste, gab ein Flüchtender mehrere Schüsse ab. Von einem Gendarmen verfolgt, entkam der Einbrecher in Richtung Schönecker Schweiz. Da nichts gestohlen war, hielt sich hartnäckig die Vermutung, dass jemand Papiere brauchte oder vorhandene zu beseitigen versuchte. Es ist aber auch möglich, dass ein entflohener Kriegsgefangener sich dort einige Nächte aufgewärmt und ausgeruht hat.        

Zeitweilige Registrierungskarte von 1945. Den Bewohnern war es unter amerikanischer Verwaltung damals streng verboten, den Wohnort zu verlassen. Bei Zuwiderhandlung folgte die Verhaftung.
Personal der Verwaltung.
Der Krieg hat aus dem Personal der Verwaltung zahlreiche Opfer gefordert. 
Vermißt oder gefallen sind:
Schröder Heinrich, geb. am 16.4.1897, am 11.3.45 bei einem Luftangriff in Wissen/Sieg ums Leben gekommen; 
Wallerius Johann, geb. am 17.1.1915, seit Dezember 1944 in Polen vermisst;
Thiel Jakob, geb. am 5.2.1923, vermisst; 
Weinand Peter, geb. am 24.11.1924, vermisst;
Faber Karl, geb. am 30.1.1925, schwer verwundet, am 24.9.1944 in Andernach verstorben;
Melchior Anton, geb. 21.3.1925, am 5.12.1944 in Ungarn gefallen. 
Mit Ausnahme von Peter Weinand, der aus Wawern stammt, waren alle anderen aus Schönecken.
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