Einiges
haben Kolleginnen und Kollegen dazu beigetragen, denen ich hiermit danke. Ich habe mich
bemüht neutral zu schreiben, bitte aber auch um Nachsicht, wenn einmal Persönliches
eingeflochten oder Kritisches aus meiner Sicht ausgedrückt wird. Daß einiges ergänzt
oder berichtigt werden kann, schließe ich nicht aus. |
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Kriegsende und Besatzung |
Fächerförmig aus Richtung Gesotz, Dingdorf,
Oberlauch kommend, nachdem sie zuvor die Prüm zwischen Lünebach und Waxweiler über die
kleineren Brücken bei Merlscheid und Heilhausen überschritten hatten, zogen am 3. März
1945 amerikanische Truppen in Schönecken ein. Die Geditzbrücke war gesprengt, die
Vollbachbrücke noch heil. Und dort betraten die Sieger, verständlicherweise sehr
vorsichtig, gleich die Ortsmitte. Es gab keine Straßenkämpfe mehr, da sich die deutschen
Truppen abgesetzt hatten.
Von diesem Tage an hatte der Ort, damals
noch aus zwei Zivilgemeinden bestehend dem Amtsort Schönecken und dem Pfarrort
Wetteldorf seine Besatzung. Es wurde bald auch Sitz des Kreiskommandanten, weil
Prüm so zerstört war, dass sich dort keine geeigneten Unterkünfte fanden. Das
einigermaßen gut erhaltene Gebäude der Bürgermeisterei war schnell umfunktioniert und
blieb für mehrere Jahre dem Delegierten des Kreise Prüm der Alliierten Hohen Kommission
für Deutschland vorbehalten. Einen Teil der Akten schafften die Amerikaner noch auf den
Speicher, die meisten warfen sie kurzerhand aus den Fenstern in den Garten und verbrannten
sie dort.
Bis Juli 1945 blieb US-Besatzung, dann
kamen, als Folge der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen, französische Einheiten
und übernahmen die Kommandantur. Als ich Ende August 1945 aus der Kriegsgefangenschaft
heimkehrte, wehte unter dem Fenster meines vier Jahre vorher verlassenen Arbeitsplatzes
die Trikolore. Eine zweite Fahne wurde jeden Morgen gegenüber der Kommandantur auf dem
Marktplatz dort, wo heute der Maibaum aufgestellt wird mit militärischen
Ehren gehisst und abends ebenso eingeholt. Nicht nur Soldaten hatten die Fahne zu
grüßen, auch Zivilisten mussten Hut oder Mütze ziehen. So sah man denn sonntagsmorgens
auf dem Weg zum Hochamt die Männer lange Zeit ohne Kopfbedeckung vorbeigehen, bis die
Grußpflicht abgeschafft wurde. Einigen älteren Herren hatte diese Verordnung
Schwierigkeiten gebracht, bis auch sie sich dazu überwanden, den Sonntagshut zerknautscht
unter die Jacke zu stecken. Von 22 Uhr bis 6 Uhr war nächtliche Ausgangssperre. Weil uns
jungen Leuten die abendliche Sperrstunde manchmal zu spät einfiel, mussten wir oft auf
Um- und Schleichwegen heimhehren. |

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Aufnahme vom März 1945, der
Krieg für die Eifeler ist gerade vorbei, im Osten soll er noch fast zwei Monate andauern.
Im Bild eine von der U.S. Army überwachte Arbeitskolonne von einheimischen Männern, die
am Eingang zur Schönecker Schweiz durch Kriegseinwirkung getötete Pferde vergraben.
Im Hintergrund befindet sich ein Dreiachser der U.S. Army. |
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- Ewald Schaal
- Mathias Seffern
- Christian Jakobs
- Christoph Lenz
- Nikolaus Neuerburg
- Kaspar Floss
Bilder mit
freundlicher Genehmigung der Fam. Bastuck. |
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Außer dem Amtsgebäude waren zahlreiche
andere Häuser requiriert. Zuerst im Hause Ruhl (Unter der Pfordt), später im Hause de la
Fontaine (heute alte Raiffeisenbank), war die französische Gendarmarie, im Gasthaus Oktav
(Von Herselstr.) deren Messe. Die Küche für die Angehörigen der Kommandantur war im
Hause Manderscheid (Teichstr.), danach im Hause Breit (Teichstr.). Besetzt waren weiter
die Häuser Merziger (Hühnerbach) und Kraemer (Alte Bitburger Str.). Der Kommandant
wohnte im Hause Michel Irsfeld (Teichstr./Wetteldorf), danach im Hause Breit (Teichstr.).
Das Geschäft Ewerhart, heute Pütz (Alter Markt), wurde Economat, dessen
bezugsscheinfreies Warenangebot den Einheimischen aber nicht zugänglich war. Mehrere
Angehörige der Besatzungskräfte hatten einzelne Wohnungen in Privathäusern. Im
Jugendheim (heute Hotel Burgfrieden) richtete die Gendarmerie ein Gefängnis ein, dessen
unrühmliche Qualitäten zeitweise zu einem Schreckgespenst für die Bevölkerung des
Kreises wurden. Vorübergehend bezog eine Truppeneinheit im Gasthaus Heinzen (Alte
Bitburger Str.) Quartier und im Hause Schöneck (Lindenstr.) war für einige Zeit das
Militärgericht untergebracht. Neben politischen Prozessen (Be- und Verurteilung von
Nazis) waren es vor allem Delikte gegen die Verordnungen der Alliierten, gegen die
Ablieferungsbestimmungen und nachher gegen den Schmuggel, die dort verhandelt wurden.
Ähnlich dem Schmuggel stand auch der ungenehmigte (Tausch-) Handel mit anderen
Besatzungszonen unter Strafe.
Ein weiterer Gebäudekomplex, die
Postgaragen ind der Teichstraße (heute Kreissparkasse und Parkplatz), diente der
Kommandantur als KFZ-Werkstätte für ihren Fuhrpark. Später wurde die große
Garagenhalle mehrere Jahre für Tanzveranstaltungen benutzt, in der die ersten großen
Feste gefeiert wurden.
Wenn auch manche Schwierigkeiten mit den
Besatzern auftraten, so muß rückschauend auch festgestellt werden, dass in Schönecken
und Umgebung kein einziger Fall von Schusswaffengebrauch gegen die Zivilbevölkerung
bekannt wurde. Sehr ausgiebig nutzten die Männer der französischen Militärmission die
guten Angelmöglichkeiten in der Nims. Sie hatten das alleinige Recht zum Fischen und
Jagen. Jeglicher Waffenbesitz war uns Deutschen verboten. Nach und nach zogen die
Familienangehörigen hierher und erste nähere Kontakte bahnten sich über Kinder und
Frauen an. |
Rechts im Bild:
Ein sogennannter Persil- schein von 1948.
Nach Zustellung des Bescheides
galt die Person als "entnazifiziert".
Ab 1948 nahm das Interesse der Amerikaner an einer
konsequenten Entnazi-
fizierung merklich ab, der Kalte Krieg trat jetzt in den Vordergrund. |
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Probleme der Nachkriegszeit
Man muß die Lage der Bevölkerung kennen
und die besonderen Probleme jener Zeit, um manche Dinge zu verstehen, die heute anders und
beinahe undenkbar sind.
Die Männer zwischen 17 und 50 Altersjahren
fehlten in großer Zahl. Sie waren in der Kriegsgefangenschaft, viele vermisst, viele
gefallen. Also fehlten Arbeitskräfte, besonders in der Landwirtschaft und im Handwerk.
Fast jedes Haus hatte Kriegsschäden, Eisenbahnen, Straßen und Brücken waren zerstört,
Felder und Wiesen hatten Granat- oder Bombentrichter, Panzerspuren, Panzersperren oder
Stellungslöcher. Viele Wälder waren zerschossen, Splitterholz gibt es heute noch.
Überall lag Munition, vergrabene Minen forderten bei den ersten Feldbestellungen noch
Todesopfer. An Feld- und Waldrändern wurden Soldatengräber entdeckt. Es bestanden lange
Zeit keine Telefon- und Verkehrsverbindungen, Kraftfahrzeuge gab es nur vereinzelt,
Fahrräder waren gesuchte Verkehrsmittel. Die Schulen blieben mehrere Monate geschlossen.
Zum Glück blieb die ärztliche Versorgung gesichert und unsere Apotheke hatte einen
schier unerschöpflichen Medikamentebestand. Bei dem sonstigen Handel hatte sich das bald
herumgesprochen und ich weiß, das Rezepte aus weit entfernten Gebieten hier vorgelegt und
erfüllt worden sind.
Alle Konsumgüter waren knapp, angefangen
vom einfachsten Papier bis zum Ersatzteil für irgendetwas. Vieles gab es überhaupt
nicht, da die Fabriken zerstört waren und bis 1949/50 nur dringend lebensnotwendige
Produkte vereinzelt hergestellt wurden. Infolge der allgemeinen Lebensmittelknappheit
wurde die Landwirtschaft zur Ablieferung ihrer Erzeugnisse gezwungen. Jedes
vorgeschriebene Soll war dabei zwangsläufig problematisch, egal ob es sich um
Feldfrüchte, Fleisch oder Eier handelte. Hinzu kam der Zustand, dass gerade Lebensmittel
ein bevorzugtes Tauschobjekt waren. Arbeitskräfte wurden dienstverpflichtet. Die
Geldentwertung nahm krasse Formen an, deshalb beherrschte der Tauschhandel bald das
tägliche Leben. Schieber und Schwarzhändler gaben den Ton an. Wichtige Dinge, sofern
überhaupt auf dem Markt, waren rationiert. Es gab Lebensmittelkarten, solche für
Rauchwaren, Bezugsscheine für Textilien und für viele andere Artikel. Tabakpflanzen
wurden in den Hausgärten angebaut und Vorschläge zur Weiterbearbeitung enthielten
Hinweise wie mit Honig verbessern oder zwischen Pferdemist lagern.
Hausfrauen kramten alte Rezepte hervor, siedeten Seife und Bier und strickten Strümpfe
aus handgesponnener Schafswolle. In vielen Futterküchen wurde aus Korn oder Obst mit
primitiven Geräten Branntwein hergestellt. Mit Ersatzstoffen mussten viele Lücken
gestopft werden. Autos wurden mit selbst gezeugtem Holzgas angetrieben, Schuhsohlen aus
abgefahrenen Autoreifen geschnitten, anstatt Seil oder Draht wurde Telefonkabel verwendet,
aufgetrennte Benzinkanister waren Bedachungsmaterial. Von einigen Behelfslösungen
sprechen Begriffe wie Behelfsheim, Behelfswohnung, Behelfsbrücke.
Wohnungen waren auch bei uns knapp.
Zahlreiche ausgebombte Städter blieben noch fünf oder zehn Jahre hier wohnen. Dann
mussten Flüchtlinge untergebracht werden, die nichts bei sich hatten, als das, was sie
mit sich tragen konnten. Manchmal kamen sie schubweise mit 60 bis 80 Personen in den
Amtsbezirk, viele Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft waren monatelang krank und
arbeitsunfähig.
Vom Kartoffelkäfer ist zu sprechen, gegen
dessen anfangs massenhaftes Auftreten keine geeigneten Bekämpfungsmittel vorhanden waren.
Wildschweine traten in Horden bis zu 40 Stück auf und verwüsteten die Felder. Mit
Billigung der Militärregierung wurde ein Jagdkommando zu ihrer Bekämpfung gebildet.
In den Gemeindewäldern Hersdorf und
Burbach ließen die Besatzungsbehörden große Holzmengen einschlagen und nach Belgien
verfrachten. Eine andere Zeiterscheinung war die Entnazifizierung, also die Einstufung,
Entlastung oder Bestrafung ehemaliger Parteiangehöriger.
Noch ein Wort zur Kaufkraft des Geldes: im
Schwarzhandel kosteten französische Zigaretten 3-5 RM, amerikanische 6-8 RM pro Stück,
ein Pfund Butter etwa 50 RM, ein Pfund Bohnenkaffee 100-120 RM. Als 24-jähriger
Behördenangestellter wurden mir damals 140 RM netto ausgezahlt. Das Schlagwort zum
Überleben hieß kompensieren sofern man konnte Ware gegen Ware, sonst
Arbeitskraft gegen Ware.
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Von der Anfängen der zivilen Verwaltung
Im September 1944 wurden, nachdem die
ersten amerikanischen Truppen bis zur Schneifel vorgerückt waren, die beim
Bürgermeisteramt aufbewahrten Personenstandsregister (Geburts-, Heirats- und
Sterbebücher ab 1798) in den Keller des Landratsamtes in Altenkirchen/Westerwald
verlagert. Sie blieben dort erhalten und kamen 1946 zurück. Beim Standesamt Schönecken
behielt man nur die laufenden Register, die dank fürsorglicher Aufbewahrung ebenfalls die
unruhigen Zeiten überstanden. Als Ende Januar 1945 ein Teil der Verwaltung nach Balesfeld
verlegt worden war, nahm die Sachbearbeiterin Grete Zirbes die Standesregister mit nach
Hause und verwahrte sie im Keller ihres Elternhauses. Nebenan im Keller des Hauses
Böhmer. Selber hielt sich als Standesbeamter der Rentmeister Michel Breit auf.
Mit dieser Kombination blieb das Standesamt als einzige Abteilung der Verwaltung dauernd
funktionsfähig, auch nachdem die fremde Besatzung eingetroffen war. |

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Soweit es notwendig war, wurden dort vor
Kriegsende noch letzte Wehrmachtsurlauber abgefertigt und mit den erforderlichen amtlichen
Bescheinigungen ausgestattet. Die Ausgabe von Lebensmittelkarten war eingestellt worden,
es gab ohnehin nichts mehr zu kaufen.
Wie wichtig es war, die Erstbücher des
Standesamtes zu erhalten, mag daraus ersehen werden, dass die beim Landratsamt Prüm
lagernden Zweitbücher ab Jahrgang 1900 entweder dort oder auf auf einem Transport an
einen Auslagerungsplatz verlorengingen. Wo das geschah und wie ließ sich nie mehr
klären. Jedenfalls hat das Personal der Verwaltung diese Zweitbücher später alle
handschriftlich in monatelanger Arbeit neu angefertigt.
Was tat sich da nach dem Einmarsch der
US-Truppen mit der Zivilverwaltung? Nun, die Amerikaner sahen sich bald nach einer
Persönlichkeit um, die von der Vergangenheit unbelastet war, die aber auch bei der
Bevölkerung Ansehen und Autorität genoß. Dieser Mann war Johann Arenth
(Von-Hersel-Str.), Rendant der Spar- und Darlehenskasse. Er erhielt den Auftrag, die
deutsche Verwaltung zu organisieren. Seine Auswahl war einer der seltenen Glücksfälle,
die das Leben auch in einer solch tristen Zeit zu bieten hat. Er war im kommunalen Bereich
durch die Mitgliedschaft in verschiedenen Räten erfahren, er war Beigeordneter und
stellvertretender Standesbeamter. Kein leichter Mann, weder nach Erscheinung noch nach
Auftreten; kein Ja-Sager, früher nicht und jetzt nicht; das gefiel den Amerikanern. Als
Auskunftsperson war er unbefangen, gerecht und gütig. Von ihm kam der Vorschlag, mit
jungen Arbeitskräften der Verwaltung die ersten administrativen Aufgaben zu beginnen. Es
galt, die Bevölkerung zu erfassen und jedem einen Registrierschein als Ausweis zu geben.
Mit dem Wechsel der Besatzungsmacht im Juli 1945 zog das Büro der Verwaltung in den
Gastraum des Hauses Arenth und war nun täglich für das Publikum offen. Zu dieser Zeit
übernahm Kreisoberinspektor Bernhard Marx die Büroleitung. Vorerst galt es, neben den
Tätigkeiten der Meldebehörde und des Standesamtes, eine große Zahl Vorschriften der
Alliierten Kommission für Deutschland zu verwirklichen. Die zahlreichen Kriegsgräber
wurden erfasst und die ersten Nachfragen nach Vermissten trafen ein. Im Amtsbezirk wurden
401 Soldatengräber registriert. Schönecken war lange Zeit Hauptverbandsplatz. |
Allein auf dem Friedhof in Wetteldorf befanden
sich 279 Soldatengräber, davon 261 Angehörige der deutschen Wehrmacht, 14 aus USA, 2 aus
Polen, 1 aus Italien, 1 aus der UDSSR. Es gab erschütternde Szenen, wenn Angehörige
vorsprachen, und das Schicksal eines Soldaten sich klärte und ähnlich bitter war es,
wenn zunächst viele Nachforschungen erfolglos blieben.
Anfang November 1945 öffnete Rentmeister
Michel Breit in seiner Wohnung in der Teichstraße die Amtskasse. Eines Tages im
Oktober hatte er mir vorgeschlagen, bei ihm zu arbeiten. Ich war gerade zwei Monate aus
der Kriegsgefangenschaft zurück und sagte zu. Wir begannen mit beinahe nichts, suchten
Unterlagen, Haushaltspläne, Steuerkonten und legten die ersten Kassenbücher an. Im
Dezember musste das Haus Breit für den Kreiskommandanten geräumt werden. Die Amtskasse
wurde in das Haus Arenth verlegt, von wo aus die Verwaltung in die alte Schule
(Von-Hersel-Str.) umgezogen war. Bis September 1947 blieben diese Räume besetzt, dann
zogen Verwaltung und Kasse ins Haus Schöneck (Lindenstr.), wo zuvor das Militärgericht
seine Tätigkeit eingestellt hatte. Inzwischen hatte Rentmeister Breit seinen Dienst auf
Anordnung der Militärregierung mit der Begründung quittieren müssen, er sei zu alt.
Ich wurde in den Ruhestand getreten, sagte der rüstige 68-jährige, dem
später die Gemeinde noch viele Ehrenämter übertrug und den diese verdientermaßen mit
dem ersten Bürgerbrief ehrte. Als neuen Amtsrentmeister hatte die Amtsvertretung am
3.5.1947 Herrn Josef Berweiler aus Neuerburg gewählt. |
Über
die Amtsvertretung ist zu sagen, dass zwischen dem 18.4.1947 keine Sitzung war. Bei der
ersten Zusammenkunft nach dem Kriege waren es die Ortsbürgermeister der angeschlossenen
18 Gemeinden, die dieses Gremium bis zur Neuwahl im Oktober 1948 bildeten.
Nachdem der ehrenamtliche Amtsbürgermeister Johann Arenth am 3.5.1947 von einem
hauptamtlichen Stelleninhaber abgelöst und zum ersten Beigeordneten ernannt worden war,
gab es zwei Jahre lang ziemliche Unruhe um die Leitung der Verwaltung. |
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Schuld
daran waren hauptsächlich die Zeitverhältnisse. Die Aufsichtsbehörde besetzte die freie
Stelle mehrmals kommissarisch. Sie schlug dann vor, diese Bewerber zu wählen, womit dann
auch die Militärregierung einverstanden gewesen wäre, die einer Besetzung leitender
Stellen zustimmen musste. Mit keinem dieser Vorschläge war die Amtsvertretung
einverstanden, die mit den eben erworbenen demokratischen Rechten auf ihrer freien
Entscheidung beharrte. Selbst dem sanften Druck von oben beugte sie sich nicht. |
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Leider wurde in dieser Zeit des Tauziehens die
Wiederaufbauarbeit in den Gemeinden vernachlässigt. Später war es sehr anstrengend,
diese Versäumnisse nachzuholen.
In den Jahren 1947 bis 1951 war die
Verwaltungsbehörde noch an verschiedenen anderen Plätzen untergebracht. In der alten
Schule begann man mit zwei Büroräumen. Dann wurde ein Schulsaal für das Wirtschaftsamt
eingerichtet, wo zu jener Zeit fünf Angestellte arbeiteten. Nach und nach normalisierten
sich die Verhältnisse und weitere Arbeitsgebiete, die bis dahin noch kaum in Erscheinung
getreten waren, forderten ihren Aufbau: Allgemeine Verwaltung, Wahlangelegenheiten,
Statistik, Schulen, Vereinswesen, Fürsorge, Sozialversicherung, Strassen und Wege,
öffentliche Einrichtungen, wirtschaftliche Unternehmen, Haushalt, Steuern. Die
Aufgaben vom Wirtschaftsamt, Wohnungsamt, Besatzungsamt, Flüchtlings- und
Kriegsschädenamt bestanden weiter.
Neben den Räumen in der alten Schule
wurden vorübergehend Nebenstellen eingerichtet bei der Mühle Herms (Unter der Pfordt)
und im Gasthaus Heinzen (Alte Bitburger Str.). Nachdem die Verwaltung im Haus Schöneck
war, kam die Kasse zeitweise in den Neubau des Hauses Kammers (Lindenstr.). Im Dezember
1951 gab die Militärregierung das Amtsgebäude frei und die Verwaltung machte ihren
letzten Umzug.
Ein besonderes Ereignis war die
Währungsumstellung am 20.6.1948. In den letzten Tagen vor dem geheimgehaltenen Termin
tauchten die wildesten Gerüchte auf. Von geplanten Überfällen auf die Geldtransporte
war die Rede und von vielen Mutmaßungen über Art und Umfang der Reform. An einem späten
Nachmittag traf, begleitet von schwerbewaffneten Gendarmen, ein Lastwagen ein und lud
verschlossene Pappkartons ab. Sie wurden zur Sicherheit im Dachgeschoß des Hauses
Schöneck in der Wohnung von Rentmeister Berweiler ungeöffnet abgestellt. Dort blieben
sie Tag und Nacht von einem mit Karabiner bewaffneten deutschen Gendarmen und dem Personal
der Verwaltung bewacht. Es war eine sehr aufregende Zeit. Gegen Umtausch von Reichsmark
wurden dann am Stichtag morgens um 8 Uhr in Balesfeld die ersten DM-Scheine ausgehändigt.
Jede Person erhielt 40 Deutsche Mark und auf dem Ausweis einen Stempel Kopfnote
erhalten. Für etwa 5000 Personen des Bezirkes wurden also 200000 DM ausgegeben,
alles in neuen Scheinen zu 20,10, 5, 1 und 0,50 DM. Eine Kolonne mit sechs Mann Personal
und zwei Bewaffneten fuhr auf einem offenen LKW der Firma Irsfeld mit diesem Geld drei
Tage lang von Dorf zu Dorf und erst als sich bei der Endabrechnung keine Fehler
herausstellt, war man froh, die große Verantwortung überstanden zu haben.
Nie geklärt haben sich die Vorfälle um
die Jahreswende 1948/49, als nächtliche Besuche in den Räumen der im Haus Schöneck
untergebrachten Verwaltung festgestellt wurden. Als die Polizei sich mit der Sache
befasste, gab ein Flüchtender mehrere Schüsse ab. Von einem Gendarmen verfolgt, entkam
der Einbrecher in Richtung Schönecker Schweiz. Da nichts gestohlen war, hielt sich
hartnäckig die Vermutung, dass jemand Papiere brauchte oder vorhandene zu beseitigen
versuchte. Es ist aber auch möglich, dass ein entflohener Kriegsgefangener sich dort
einige Nächte aufgewärmt und ausgeruht hat.
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