Augenzeugenberichte: 3. Reich, 2. Weltkrieg, Nachkriegszeit und Währungsreform
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Erinnerungen von Nikolaus Arenth 1944/45
(damals 12 Jahre alt)

Artilleriebeschuß am 1. Oktober 1944
Bei dem Volltreffer auf den NSV Kindergarten (Hinter Isabellen) starben 30 Soldaten durch einen Granatvolltreffer, des weiteren sorgte ein in der Baracke umgestürzter Holz-Kohleofen dafür, dass diese vollständig niederbrannte, es gab keine Überlebenden.
Ebenso zielgenau wurde die Scheune des Hauses Leufgen am gleichen Tag durch einen Volltreffer zerstört, hierbei starben 3 Soldaten und 1 Zivilist.

Hartnäckig hielten sich die Gerüchte, dass es sich um einen Verrat gehandelt haben soll. Beide Granattreffer wurden jedenfalls sehr zielgenau abgegeben und von starkem Artilleriebeschuss an diesem Tag ist nichts bekannt.


Artilleriebeschuß deutscher Flakstellungen auf „Reinsköpfchen“ und „Forstberg“ im September/Oktober 1944

Mit meinem Bruder Häns und meinen beiden Onkeln Fritz und Nikla stapelte ich Weizenstauden „Auf der Flachsheck“, da wir dachten noch immer etwas zu essen zu haben, falls der ganze Ort zerstört werden sollte.
Amerikanische B-17 Bomber kehrten von einem Einsatz aus dem Osten zurück und flogen gegen Westen. Sie wurden von zwei Flakbatterien, von denen sich eine auf dem „Reinsköpfchen“ und die andere auf dem „Forstberg“ befand, unter Feuer genommen, jedoch ohne sichtbaren Erfolg.
Es dauerte vielleicht eine halbe Stunde, da erschien ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug am Himmel und kurz danach gab es die ersten Detonationen durch Artilleriebeschuss. Die Flakbatterien haben das Feuer auf den Aufklärer nicht eröffnet, wohl um ihre genaue Position nicht zur verraten, von deutscher Seite erfolgte jedenfalls kein einziger Schuss.

Alle 16 Sekunden erfolgte eine Explosion, man konnte die Uhr danach stellen und jedes fünfte Geschoss war eine Nebelgranate, vermutlich zur Zielorientierung des Aufklärungsflugzeugs, das mit der U.S. Artillerie in Funkkontakt stand.   Die ersten Granaten aus der Schneifel kommend, schlugen aber in den Ort ein, wobei durch einen Volltreffer die Schmiede Kruft in der Teichstraße vollständig zerstört wurde. Mit jeder Detonation kamen die Einschläge näher an die Flakstellung auf dem „Reinsköpfchen“ bis etwa 100 Meter vor dieser Stellung. Die absolute Reichweite der U.S. Artillerie war an dieser Stelle wohl erreicht und die deutschen Flaksoldaten waren diesesmal glimpflich davon gekommen.

In diesen Tagen kam abends ein Mann aus Mürlenbach vorbei, er kannte unsere Onkel. Er sagte, wir sollen schnell nach unserem Weizen „Auf der Flachsheck“ schauen, die Wehrmacht transportiere das Korn mit Pferdegespannen ab. Während der Dunkelheit „Auf der Flachsheck“ aufzusuchen, war sicher keine gute Idee denn es war sehr gefährlich in dieser Zeit und niemand wollte sich eine Kugel einfangen.

Am nächsten Tag ging einer der Onkel nach dem Weizen schauen, er war komplett, bis auf die von bodenfeuchte durchnässte unterste Schicht , verschwunden.


Januar 1945 / Jabo-Angriff auf Panzer „Unter der Pfordt“
Die Häuser Arenth, Oktav und alte Schule (alle Von-Hersel-Str.) waren in jenen Januartagen 1945 als Hauptverbandsplatz eingerichtet und folglich auf dem Dach mit einem roten Kreuz gekennzeichnet, um von Luftangriffen verschont zu bleiben, versteckte sich ein deutscher Panzer in der Straße "Unter der Pfordt" nahe dem Anwesen Ruhl, das linkerhand durch Rogalla´s Trap mit der Von-Hersel-Str. verbunden war/ist. Der Panzer wurde von einer amerikanischen doppelrümpfigen Lightning (P-38) aufgespürt, die sehr tief fliegend, eine Bombe auf ihn abwarf. Die Bombe verfehlte ihr Ziel, schlug auf der Treppe ein und zerstörte die Giebelseite des Hauses der Familie Ruhl, in deren Küche nun ein großes Loch klaffte. Zum Glück wurde niemand verletzt.

Januar 1945 / Hauptverbandsplatz
Die Häuser Arenth, Oktav und alte Schule (alle Von-Hersel-Str.), die als Hauptverbandsplatz eingerichtet waren, lagen in diesen Januartagen 1945 voller Schwer- und Schwerstverwundeter.
„Auf der Kegelbahn im Hause „Jäisch“ lag ein schwerverwundeter Ami, für uns Kinder etwas ganz Ungewöhnliches, wir hatten noch nie zuvor einen Amerikaner gesehen“.

Luftaufnahme: © Fotoecke Geister, Prüm

Anmerkung der Redaktion:
Wie Recherchen in den U.S. Archiven ergaben, handelte es sich um den
U.S. Armee Oberleutnant Warren T. Smith (geb. 8.August 1919), in Belle Fourche in South Dakota geboren und in Rapid City SD lebend, Co-Pilot einer B-17 (Fliegende Festung) der bei den Amerikanern ab 6. Januar 1945 als vermisst galt. Das  Flugzeug wurde bei Eilscheid abgeschossen. Nach Archivangaben verstarb Warren T. Smith am 7. Januar 1945 an seinen schweren Verletzungen in Schönecken.
Leutnant Smith hinterließ seine Witwe Mary Virginia, geb. Carey und die
am 7. Juni 1943 geborene Tochter Sally Ann.
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